Werner Vollack

Torwart Werner Vollack

Werner Vollack war Torwart der legendären Mannschaft von Bayer 05 Uerdingen, die 1985 den DFB-Pokal gewonnen und in der nächsten Saison in Europa für Furore gesorgt hat, das “Jahrhundertspiel” gegen Dynamo Dresden inklusive. Hier stellt er seine Traumelf aus seinen früheren Mitspielern in Uerdingen und bei den Stuttgarter Kickers vor und erinnert sich dabei an Schlitzohr Friedhelm Funkel, den Mordsschuss von Karl Allgöwer und den schläfrigen, aber hellwachen Jürgen Klinsmann.

Die Traumelf von Werner Vollack

Aufstellung

Werner Vollack über …

Werner Vollack // Torwart

In meiner Traumelf möchte ich selbst mitspielen. Über meine Stärken und Schwächen im Torwartspiel sollen andere urteilen. Ich selbst habe es aber als meine große Fähigkeit angesehen, dass ich immer für meine Mannschaft da war, wenn es drauf ankam: Sei es in Relegation gegen Schalke, im DFB-Pokal-Finale gegen die Bayern oder in unseren großen UEFA-Cup-Spielen. Die Jungs konnten sich auf mich verlassen. Bei der Nationalmannschaft habe ich auch angeklopft, doch als Uerdinger fehlte mir leider die Lobby, um bei der WM 1986 dabei gewesen zu sein.

Werner Buttgereit // Linker Verteidiger // Bayer Uerdingen

Werner war ein Arbeitstier mit einer Pferdelunge. Nach außen hin unauffällig, doch für unsere Mannschaft enorm wertvoll. Ich kann mich an keinen Spieler erinnern, der die Vorgaben des Trainers so diszipliniert umgesetzt hat wie er. Im Pokalfinale 1985 gegen die Bayern München hat er Lothar Matthäus, der damals voll im Saft stand, über 90 Minuten komplett ausgeschaltet. Das war der Schlüssel zu unserem überraschenden Sieg. Er war nicht nur sportlich ein Gewinn für unsere Mannschaft, sondern mit seiner ruhigen und bescheidenen Art auch als Persönlichkeit.

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Video: Bayer Uerdingen besiegt den FC Bayern München im DfB-Pokalfinale 1985

Wolfgang Funkel // Innenverteidiger // Bayer Uerdingen

Wolfgang ist erst mit Mitte Zwanzig Profi geworden, hat sich aber schnell zu einem der wichtigsten Spieler unserer Mannschaft entwickelt. Vor allem mit seinen drei Toren im „Jahrhundertspiel“, als wir die 0:2-Auswärtsniederlage und einem 1:3-Halbzeitstand im Rückspiel in der Grotenburg gegen Dynamo Dresden noch mit einem 7:3 umgebogen haben, hat er sich einen Platz in der Geschichte des Vereins auf ewig gesichert.

So einen freundlichen und lustigen Menschen wie Wolfgang trifft man nur selten. Während unserer Zeit in Uerdingen sind wir richtig gute Freunde geworden und haben viel zusammen unternommen. Davon könnte ich tagelang Geschichten erzählen. Zum Glück war das Fußballbusiness damals noch nicht so gläsern wie heute, so dass wir außerhalb des Platzes viel freier waren.

Norbert Brinkmann // Innenverteidiger // Bayer Uerdingen

Norbert war ein Innenverteidiger alter Schule. Ihn im Team zu haben war einfach geil! Fußballerisch war er gar nicht so schlecht, wie man bei seinem Beinamen „Eisenfuß“ annehmen sollte, doch seine Stärke lag in der Defensive und im Spiel Mann gegen Mann. Er hatte den Biss und ist kompromisslos zur Sache gegangen. Damit hat er sich in der Bundesliga großen Respekt verschafft. Selbst ein Stürmer wie Klaus Fischer, der mit allen Wassern gewaschen war, hat nur ungern gegen ihn gespielt.

Karl-Heinz Wöhrlin // Rechter Verteidiger // Bayer Uerdingen

Karl-Heinz kam 1984 vom SC Freiburg nach Uerdingen und hat in den nächsten Jahren die große Phase des Vereins mitgeprägt. Er war ein Musterschwabe, bodenständig und bescheiden. Für einen Abwehrspieler verfügte er über eine außergewöhnlich gute Technik, so dass er viele brenzlige Situationen oft spielerisch lösen konnte. Mit seiner Schnelligkeit hat er sich immer wieder gefährlich mit in das Offensivspiel eingeschaltet.

Robert Prytz // Defensives Mittelfeld // Bayer Uerdingen

Robert kam als „Schwedens Fußballer des Jahres“ von Young Boys Bern zu uns. Er war ohne Allüren und passte mit seiner lockeren Art super in unsere Mannschaft. Sein Spitzname: Kugelblitz, weil er klein und untersetzt war, aber verdammt flink. Sportlich war er eine Granate vor dem Herrn, er konnte einfach alles! Für mich war er einer der besten defensiven Mittelfeldspieler Europas. Leider hat Atalanta Bergamo das auch so gesehen und ihn nach nur einer Saison bei uns nach Italien geholt.

Franz Raschid // Linkes Mittelfeld // Bayern Uerdingen

Franz ist für mich eine absolute Bayer-05-Legende. Von 1974 bis 1988 hat er über 400 Spiele für Uerdingen gemacht und war viele Jahre Kapitän der Mannschaft. Ich bin mir sicher: Ohne ihn hätte der Verein seine große Erfolge in den 1980er Jahren nicht errungen.

Auf dem Platz war Franz eine Maschine, die erst zu laufen und zu kämpfen aufgehört hat, wenn der Schiedsrichter abgepfiffen hat. Mit dieser Mentalität hat er uns Mitspieler immer wieder gepuscht. Herausragend war auch seine linke Klebe. Sein Schuss war so hart, dass ich mir bei einem Abwehrversuch mal die Hand verstaucht habe. Seitdem habe ich im Training lieber versucht, seine Torschüsse nur mit den Füßen abzuwehren.

Leider ist Franz viel zu früh verstorben. Ich werde ihn immer als Freund und großartigen Menschen in Erinnerung behalten.

Friedhelm Funkel // Rechtes Mittelfeld // Bayer Uerdingen

Friedhelm ist eine große Persönlichkeit, die in meiner Traumelf nicht fehlen darf! Auf und neben dem Platz war er ein Fuchs, einfach cleverer als die meisten anderen. Schon beim 1. FC Kaiserslautern hat er Tore wie am Fließband geschossen und bei uns dann genauso weitergemacht. Niemand hat in Uerdingen und in der Bundesliga mehr Spiele und Tore gemacht als er.

Matthias Herget // Offensives Mittelfeld // Bayer Uerdingen

Matthias war der großartigste Spieler, mit dem ich zusammen auf dem Platz gestanden habe. Er war ein ungemein intelligenter Spieler und meines Erachtens als Libero der würdige Nachfolger von Franz Beckenbauer. Daher war es für mich nicht ganz nachvollziehbar, warum er bei der WM 1986 in Argentinien nicht so richtig zum Zug gekommen ist.

In der Traumelf stelle ich „Mattes“ auf die 10er-Position, weil er bei uns im Prinzip ohnehin meist vor der Abwehr agiert und das Spiel von dort angetrieben hat. Da er so weit vorne spielte, war ich oft Torwart und letzter Mann in Personalunion. Dieses System stammte von unserem Aufstiegstrainer Timo Konietzka, sein Nachfolger Karl-Heinz Feldkamp hat das erfolgreich übernommen.

Herausragend waren Mattes Spieleröffnung, sein Passspiel und seine Freistöße. Darüber hinaus war er der perfekte Kapitän. Niemand hätte das Amt in Uerdingen besser bekleiden können als er. Wenn etwas in der Mannschaft in die falsche Richtung lief, hat er das intern klar angesprochen. Dabei hatte er auch den Mut, seine Meinung gegenüber Feldkamp zu vertreten, der sich nicht unbedingt durch Basisdemokratie ausgezeichnet hat. Auch in meiner Traumelf sollte Mattes die Binde tragen.

Jürgen Klinsmann // Stürmer // Stuttgarter Kickers

Jürgen kam 1981 als 18-jähriger von der A-Jugend der Stuttgarter Kickers zu uns in den Profikader. Er war ruhig und schüchtern, aber total professionell und hatte in jedem Training und bei jedem Spiel eine Top-Einstellung. Bei den Auswärtsfahrten hat er meistens hinten im Bus hinten gesessen und viel geschlafen, aber auf dem Platz war er ganz aufgeweckt und hat für Furore gesorgt. Er war ungemein mannschaftsdienlich und hat von der ersten bis zur letzten Minute gerackert. Er war sich für keinen Weg zu schade und ist auch dahin gegangen, wo es weh tut.

Jürgen war zwar nie der größte Fußballer, doch es war schnell klar, dass er mit seinem Ehrgeiz noch viel erreichen kann. Nach seinem Wechsel zum VfB ist er dann richtig explodiert.

Karl Allgöwer // Stürmer // Stuttgarter Kickers

Der letzte freie Platz in meiner Traumelf geht an Karl, der fußballerisch eine Granate war. Vor allem war er verdammt schnell und mit einem Mordsschuss gesegnet. Daher hat ihm die Presse den Namen „Knallgöwer“ verpasst. Im echten Leben war er ein umgänglicher Kerl, doch vor dem Tor ziemlich egoistisch. Aber ein Stürmer darf das sein, wenn er dadurch letztlich so viele Tore macht wie er damals, erst bei den Kickers und dann beim VfB.

Ich habe noch mit so vielen weiteren großartigen Spielern wie zum Beispiel Guido Buchwald oder Stefan Kuntz zusammengespielt. Nicht nur diesen beiden Wegbegleiter von mir hätten noch einen Platz in meinem Dreamteam verdient, aber ich kann nur elf aufstellen.

Karriere-Insights von Werner Vollack

Meine große Zeit mit Bayer 05

In Uerdingen waren wir eine absolut intakte Mannschaft voller junger, hungriger und leistungsorientierter Spieler – einfach eine geile Truppe ohne Selbstdarsteller. Was diese Mannschaft geleistet hat, war außergewöhnlich. Diese Zeit werde ich nie vergessen. Bayer Uerdingen war damals nur ein kleiner Verein, doch wir haben 1985 den DFB-Pokal gewonnen und sind 1986 in der Bundesliga Dritter geworden, nur 4 Punkte hinter dem Meister Bayern München! Außerdem haben wir in der Saison Europa aufgemischt und sind erst im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger knapp an Atletico Madrid gescheitert. Im Hinspiel hatte ich einen guten Tag, sodass die spanischen Medien mich am danach „El Milagro“, das Wunder, genannt haben.

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Video: Bayer-Towart Werner Vollack bringt Atletico Madrid mit seinen Paraden fast zur Verzweiflung

Meine besten Trainer

Den Grundstein für unsere Erfolge von Bayer Uerdingen Mitte der 1980er Jahre hat unser Trainer Timo Konietzka gelegt, mit dem wir 1983 in die 1. Bundesliga aufgestiegen sind. Konietzkas Teamführung war vorbildlich. Er war sehr diszipliniert, war nie nachtragend, hat alle Spieler gleich behandelt und sich weder im Erfolg noch in der Niederlage verändert. Sein Training war für die damalige Zeit recht modern und er hat es geschafft, uns auf den Punkt fit zu machen. Alles in allem war er der beste Trainer, mit dem ich in meiner Karriere zusammengearbeitet habe.

Er war taktisch und personell der Erbauer dieser erfolgreichen Bayer-Mannschaft. Nach unserem Aufstieg in die 1. Bundesliga, als wir uns in der Relegation gegen Schalke durchgesetzt haben, hat Konietzka ein neues System eingeführt und dieses bis zum Exzess mit uns trainiert. Damit haben wir in der Saisonvorbereitung wirklich jedes Spiel verloren, selbst gegen Mannschaften aus der Landesliga. Doch Konietzka hat nicht an seiner Spielidee gezweifelt und diese knallhart durchgezogen. Mit Erfolg! Pünktlich zum Saisonstart gegen den 1. FC Nürnberg waren wir topfit und alle Räder griffen ineinander. Wir gewannen das Spiel 4:2 und waren nach sieben Spieltagen Erster – und das als Aufsteiger! Wir haben die Saison auf einem ordentlichen 10. Platz beendet und Konietzka ist danach zu Borussia Dortmund gewechselt.

Sein Nachfolger wurde Karl-Heinz-Feldkamp. Er wollte uns eigentlich defensiver spielen lassen, aber das Konietzka-System war so tief in uns drin, dass wir im Prinzip einfach so weitergespielt haben wie bisher, zumal wir damit sehr erfolgreich waren. Doch natürlich hatte auch Feldkamp großen Anteil an unseren Erfolgen. Seine Stärke lag vor allem in der Motivation. Er konnte uns richtig heiß machen. Außerdem hatte „Kalli“ ein Hufeisen in der Tasche. Er hatte einfach ein Händchen dafür, in den entscheidenden Momenten das Richtige zu tun, sei es durch Spielerwechsel, Umstellungen oder einfach die passenden Worte parat zu haben.

Meine Vereinswechsel

Ich habe in meiner Laufbahn ein paar Vereinswechsel erlebt, als Wandervogel habe ich mich aber nicht gesehen. 1974 kam ich im Alter von 18 Jahren von Eintracht Duisburg zu Bayer Uerdingen und war dort die Nr. 2. Gegen Ende der zweiten Saison durfte ich ein paar Spiele im Tor bestreiten. Da habe ich Blut geleckt und wollte nicht mehr zurück auf die Bank, so dass ich zu Eintracht Trier in die 2. Liga gewechselt bin, wo ich Stammtorwart wurde. Drei Jahre später bin ich zu den Stuttgarter Kickers gegangen, wo ich zwei Saisons mit Buchwald, Klinsmann und Allgöwer zusammengespielt habe.

Die drei sind schließlich zum VfB Stuttgart gewechselt und auch ich hatte 1982 ein Angebot von denen vorliegen, habe mich jedoch für Bayer 05 entschieden. Nachdem Uerdingen mal wieder aus der 1. Liga abgestiegen war, wollten Sie mich unbedingt haben, damit es mit dem geplanten Wiederaufstieg auch tatsächlich klappt. (lacht)

Als es für mich Ende 1987 in Uerdingen unter dem neuen Trainer Horst Köppel nicht mehr so gepasst hat, bin ich zur Rückrunde zum FC Homburg gewechselt. Die waren da aber schon so tief im Tabellenkeller, dass selbst ich die nicht mehr retten konnte. (lacht)

Anschließend haben Günter Siebert und Günter Eichberg mich zu Schalke 04 geholt. Schalke ging es damals ziemlich dreckig. Sie waren mit Homburg ebenfalls in die 2. Liga abgestiegen, waren finanziell klamm und brauchten nach dem Abgang von Toni Schumacher einen neuen Keeper. In meiner zweiten Saison auf Schalke habe ich mir eine Knieverletzung zugezogen, die so schwerwiegend war, dass ich meine Karriere nach der Spielzeit beenden musste.

Mein Lieblingsverein Schalke 04

Auch wenn ich die längste Zeit meiner Karriere in Uerdingen gespielt und dort meine größten Erfolge gefeiert habe, ist Schalke mein Lieblingsverein. Obwohl es für die Königsblauen nach dem Abstieg eine sehr schwere Zeit war und wir selbst in der 2. Bundesliga sportlich nur mittelmäßig waren, kamen bei den Heimspielen 60.000 oder 70.000 enthusiastische Zuschauer ins Parkstadion. Das werde ich nie vergessen. Seitdem schlägt mein Herz für Schalke. Was mich sehr freut: Obwohl ich letztlich nur zwei Jahre dort gespielt habe und keine großen Erfolge vorzuweisen habe, werde ich trotzdem zu den Ehemaligentreffen der Schalker eingeladen. Das rechne ich dem Verein hoch an.

Der Werdegang von Werner Vollack

Jahre Verein Spiele (Tore)
1974-1976 Bayer 05 Uerdingen 6 (0)
1976-1979 Eintracht Trier 96 (0)
1980-1982 Stuttgarter Kickers 88 (0)
1982-1987 Bayer 05 Uerdingen 169 (0)
1987-1988 FC 08 Homburg 16 (0)
1988-1990 FC Schalke 04 36 (0)

Werner Vollack

Die Autobiografie von Werner Vollack

«EL MILAGRO - DAS WUNDER»

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Vereine: Bayer Uerdingen, Schalke 04, Stuttgarter Kickers
Kategorie: Spieler
Bildcredits: imago / Kicker / Eissner
Autor: Lukas große Klönne

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