Roy Präger

Roy Präger

»Ich hätte zu Beginn meiner Karriere nie gedacht, jemals mit so vielen großartigen Spielern zusammenzuspielen«, sagt Roy Präger. Hier stellt er seine persönliche Traumelf aus früheren Teamkameraden bei Fortuna Köln, beim VfL Wolfsburg und beim Hamburger SV vor. Zudem erinnert er sich an die Überredungskünste von Jean Löring, die legendären Champions League Duelle des HSV gegen Juve und den wundersamen Aufstieg des VfL von einer grauen Zweitliga-Maus zum Deutschen Meister.

Die Traumelf von Roy Präger

Aufstellung

Roy Präger über …

Hans-Jörg Butt // Torwart // Hamburger SV

Man sagt Torhütern und Linksaußen ja nach, dass sie leicht einen an der Waffel haben. Bei Hans-Jörg war das aber definitiv nicht der Fall. Er war total klar im Kopf und hatte sich jederzeit im Griff. Zudem hatte er eine absolut positive Art und einen unbändigen Siegeswillen. Für mich war er seinerzeit einer der besten Torhüter Europas.

Überragend waren Hans-Jörgs Qualitäten als Elfmeterschütze. Für den HSV hat er mal 17 Elfer hintereinander verwandelt. Wenn er aus seinem Tor nach vorne zum Strafstoß kam, hallten die »Butt, Butt, Butt«-Rufe durchs ganze Stadion. In meinem ersten Jahr in Hamburg hatten er, Tony Yeboah und ich einen Wettstreit um die interne Torjägerkanone. Zum Glück habe ich am letzten Spieltag beim 3:0 gegen Unterhaching in der 89. Minute noch mein 9. Saisontor gemacht, sodass ich mit den anderen beiden gleichgezogen habe.

Waldemar Krüger // Rechter Verteidiger // VfL Wolfsburg

“Waldi” war polnischer Nationalspieler, der aus Lech Posen zu uns kam. Als er bei uns zum Probetraining war, hat er unsere ganze Mannschaft auf Anhieb überzeugt. Danach sind wir zu Trainer Wolfgang Wolf gegangen, um ihn zu überzeugen, dass Waldi unbedingt zu uns kommen soll. Das war aber gar nicht nötig, denn Wolfgang hat natürlich auch gesehen, dass Waldi eine Verstärkung für uns war. Mit seiner aggressiven Spielweise passte er perfekt in unsere Mannschaft, die damals über die kämpferische Schiene kam.

Stefan Schnoor // Innenverteidiger // VfL Wolfsburg

Solche Typen wie Stefan gibt es heute im Fußball nur noch ganz selten. Er war geradeheraus mit einer starken Meinung, der keine Scheu davor hatte, unbequeme Dinge anzusprechen. In der Mannschaft war er hoch angesehen, weil er ein absoluter Leader war und in schwierigen Situationen vorangegangen ist. Weniger als 100 Prozent gab es für ihn nicht. Wenn nötig hat er Zeichen gesetzt, verbal oder auch anders… Es fühlte sich sehr gut an, ihn im Team zu haben, zumal er auch richtig gut Fußball spielen konnte. Vor allem hatte er einen starken linken Fuß, mit dem er super Bälle nach vorne geschlagen hat.

Peter Kleeschätzky // Innenverteidiger // VfL Wolfsburg

Peter ist ein Urgestein des VfL. Von 1991 bis 2003 hat er dort jede Menge erlebt und die großartige Entwicklung des Vereins von der Oberliga bis zur 1. Bundesliga komplett mitgemacht. Mir hat imponiert, dass er sich in der Zeit nicht nur sportlich kontinuierlich verbessert hat, sondern nebenbei noch seine berufliche Karriere bei VW vorangetrieben hat. Er war nicht der talentierteste Spieler, aber enorm wichtig für die Mannschaft, selbst als er in den letzten Jahren kein Stammspieler mehr war. Peter war keiner, der aufgemuckt hätte, weil er auf der Bank saß. Wenn wir ihn brauchten, hat er seine Fähigkeiten auf den Platz gebracht und alles fürs Team gegeben.

Mathias Stammann // Linker Verteidiger // Fortuna Köln

Mathias und ich kommen beide aus dem Osten und haben unsere Karrieren unweit voneinander begonnen. Er war beim BFC Dynamo in der DDR-Sportschule und ich bei Stahl Brandenburg. Richtig kennengelernt haben wir uns aber erst 1993 bei Fortuna Köln. Ein Jahr später ist er zu Dynamo Dresden gewechselt, doch 1995 haben wir uns in Wolfsburg wieder getroffen, wo wir zu guten Freunden geworden sind.

Mathias ist eine große Persönlichkeit, ein Gewinnertyp mit einer überragenden Einstellung und einer gradlinigen Spielweise. Und was er sportlich drauf hatte, vor allem mit seinem linken Fuß, war sowieso aller Ehren wert. Geeint hat uns die klare Vorstellung, wie man in einem Team miteinander umgeht. Nach seiner aktiven Karriere hat er die Talentförderung beim VfL maßgeblich vorangetrieben.

Detlev Dammeier // Linkes Mittelfeld // VfL Wolfsburg

Wenn wir zusammen auf dem Platz standen, haben wir über die linke Seite viel Druck gemacht. Dabei kam uns unser blindes Verständnis zugute. Wir wussten intuitiv, was der andere macht und wo er hinläuft. Damit haben wir in der 2. Liga begonnen und in der 1. Liga weitergemacht. Außerhalb des Platzes haben wir uns genauso gut verstanden und viel miteinander unternommen.

Krzysztof Nowak // Zentrales Mittelfeld // VfL Wolfsburg

Krzysztof Nowak kam 1998 von Atlético Paranaense aus Brasilien zu uns und hat unser Team sofort besser gemacht. Auf dem Rasen war er ein Stratege und Taktgeber. Wenn einer mal nicht wusste, wohin er mit dem Ball soll, konnte er einfach Krzysztof anspielen, denn er wusste immer etwas damit anzufangen.

Krzysztof war ein ganz feiner Mensch, der leider schon 2005 im Alter von nur 28 Jahren an ALS, einer degenerativen Erkrankung des motorischen Nervensystems, gestorben ist. Für die Fans des VfL wird er aber immer als »Die Nummer 10 der Herzen« in Erinnerung bleiben. Nachdem die Krankheit bei ihm diagnostiziert wurde, hat er die Krzysztof-Nowak-Stiftung gegründet, die ALS-Patienten und ALS-Forschungsprojekte unterstützt. Ich war Krzysztof persönlich sehr verbunden. Auch deswegen engagiere ich mich seit vielen Jahren selbst in der Stiftung, indem ich unter anderem ALS-Erkrankten und den betroffenen Familien Besuche abstatte.

Martin Groth // Rechtes Mittelfeld // Hamburger SV

Wenn man nach einem Vereinswechsel in eine neue Mannschaft kommt, ist das nicht immer ganz einfach. In Hamburg wurde es mir aber leicht gemacht, weil vor allem Hans-Jörg Butt und Martin Groth sich den neuen Spielern angekommen haben. »Grotte« hatte immer ein offenes Ohr für mich und hat mir erklärt, wie die Dinge beim HSV laufen.

Mit seinem taktischen Verständnis konnte Martin das Spiel lesen und war auf dem Platz der verlängerte Arm von Trainer Frank Pagelsdorf. Er war kein Lautsprecher, hat auf dem Platz aber klare Ansagen gemacht und Kommandos gegeben. Wenn wir heute bei Spielen der Traditionsmannschaften des HSV gegen den VfL aufeinandertreffen, kann man noch mehr als gut erahnen, was er früher technisch alles drauf hatte.

Frank Plagge // Offensives Mittelfeld // VfL Wolfsburg Traditionsmannschaft

Als Wolfsburg noch in der drittklassigen Oberliga spielte, hat Frank dort Tore wie am Fließband geschossen. Heute spielen wir zusammen in der Traditionsmannschaft des VfL. Er ist ein stürmender Zehner, der entweder selbst den Abschluss sucht oder seine Mitspieler fein in Szene setzt. Vorsicht formuliert, könnte man Franks Spielweise als körperbetont bezeichnen. Seine Aggressivität reißt seine Mitspieler mit und irritiert den Gegner. Es macht einfach Spaß, so einen »Aggressive Leader« wie ihn in seiner Mannschaft zu haben – auf und neben dem Platz.

Siggi Reich // Stürmer // VfL Wolfsburg

Selbst im fortgeschrittenen Alter knipst Siggi noch regelmäßig in der Traditionsmannschaft des VfL Wolfsburg. Kaum auszudenken, was ich für eine Karriere hätte hinlegen können, wenn ich so einen Torinstinkt gehabt hätte wie er. Ich war ja lange Zeit als Chancentod verschrien. (lacht) Siggi kam erst im Alter von 32 zum VfL, ist hier aber noch sechs Jahre geblieben und in dieser Zeit aufgrund seiner mega Persönlichkeit und seiner vielen Tore zu einer Legende geworden. In meiner Traumelf sollte er die Kapitänsbinde tragen.

Anthony Yeboah // Stürmer // Hamburger SV

Was ich über Siggi gesagt habe, trifft auf Tony genauso zu. Auch er hatte einen phänomenalen Torinstinkt und eine große Aura. Für mich war er ein Spieler, zu dem ich jederzeit aufschauen konnte. Selbst wenn Tony mal nicht selbst getroffen hat, war er wichtig fürs Team, indem er gegnerische Abwehrspieler gebunden, die Bälle mit seinem muskulösen Körper perfekt abgeschirmt und tödliche Pässe gespielt hat. Als Tony Anfang der 1990er Jahre bei Eintracht Frankfurt für Furore gesorgt hat und zum Weltstar wurde, habe ich noch bei Stahl Brandenburg gekickt und ihn am TV bewundert. Ich hätte mir damals nie erträumt, fast zehn Jahre später mit ihm zusammenzuspielen.

Karriere-Insights von Roy Präger

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Mein Wechsel in den Westen

Gerd Roggensack, Trainer von Fortuna Köln, hatte im Laufe der Saison 1991/92 großes Interesse an mir bekundet, doch ein Wechsel wurde für mich erst ein Thema, als ich mit Stahl Brandenburg unglücklich in die 3. Liga abgestiegen bin. Ich habe Roggensack nach der Saison aus einer Telefonzelle angerufen und gefragt, ob er mich noch haben will. Er wollte, sodass meine Frau und ich mit dem Auto zu Vertragsverhandlungen nach Köln gefahren sind. Ich wollte mir das Angebot erst einmal in Ruhe anhören, ohne gleich etwas zu unterschreiben. Doch der legendäre Fortuna-Präsident Jean Löring war ein wortgewaltiger Fuchs mit einer großen Aura – und ich zu der Zeit noch ohne Berater. Er saß vor mir am riesigen Eichentisch, hat auf einen Bierdeckel ein paar Zahlen gekritzelt und mir noch eine Küche von PORTA versprochen. Das Angebot war gar nicht höher dotiert als mein Vertrag in Brandenburg, aber in meinem jugendlichen Leichtsinn habe ich direkt für drei Jahre unterschrieben.

Für meine Persönlichkeitsentwicklung war es super, kurz nach der Wende aus dem beschaulichen Brandenburg in die Großstadt Köln zu gehen. Außerdem konnte ich meine Profi-Karriere weiter vorantreiben. Ich kam bei Fortuna in eine intakte Mannschaft mit sehr erfahrenen Leuten. Ich weiß noch, dass ich Torwart Uwe Zimmermann und Abwehrspieler Dirk Hupe anfangs vor lauter Respekt mit “Sie” angesprochen habe. Als mein Vertrag in Köln 1995 auslief, hat mich Gerd Roggensack zum VfL Wolfsburg gelotst, wo er mittlerweile Trainer war. Der Wechsel hat sich für mein weiteres Leben als perfekte Wahl erwiesen.

Mein Aufstieg mit dem VfL Wolfsburg

Wolfsburg war damals erst seit ein paar Jahren Zweitligist, sozusagen eine graue Maus. Zum Ende der Saison 1996/97 hatten wir auf einmal die Chance, in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Vor dem letzten Spieltag kam es in Wolfsburg zu einem direkten Aufstiegsduell zwischen Mainz 05 und uns. Mainz musste gewinnen, um aufzusteigen, andernfalls gingen wir hoch. Die Mainzer hatten damals eine starke Mannschaft mit Leuten wie Dimo Wache, Jürgen Klopp und Sven Demandt. Doch wir waren zu Hause eine Macht. Zudem hatten wir in unserem Kader mit Jens Keller, Holger Ballwanz, Peter Kleeschätzky und einigen anderen viele Spieler, für die es wohl die letzte Chance war, einmal in der ersten Liga zu spielen. Das gab uns den Schuss extra Motivation. Der Fußballgott hat aus dem Spiel letztlich ein mega Spektakel gemacht und war auf unserer Seite. Wir haben 5:4 gewonnen und ich habe zwei Tore gemacht.

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Für den ganzen Verein war die 1. Bundesliga Neuland. Dass der VfL zwölf Jahre später Deutscher Meister werden und 2016 Real Madrid in der Champions League besiegen würde, wäre damals den kühnsten Optimisten nicht in den Sinn gekommen.

Das erste Jahr nach dem Aufstieg war das entscheidende. Obwohl die Mannschaft zunächst kaum verstärkt wurde und als Abstiegskandidat Nr. 1 galt, haben wir die Klasse gehalten und sind nur ein Jahr später mit Leuten wie Claus Reitmaier, Charles Akonnor, Sead Kapetanovic, Claudia Reyna, Steffen Baumgart und Andrzej Juskowiak in den UEFA-Pokal eingezogen. Unser Manager Peter Pander hatte ein gutes Händchen dafür, Spieler zu holen, die ihr Potenzial bei ihren vorherigen Stationen nicht abgerufen haben und bei uns aufgeblüht sind. Späten kamen noch Granaten wie Miroslav Karhan, Dorinel Munteanu, Martin Petrov, Robsen Ponte und Diego Klimowicz zu uns.

Mein bester Trainer

Von all meinen ehemaligen Trainern sticht Frank Pagelsdorf für mich hervor. Er hat mich 1999 zum HSV geholt und hat es mir damit ermöglicht, Champions League zu spielen. Darüber hinaus war Pagelsdorf ein super Trainer, der mir im fortgeschrittenen Fußballer-Alter von 28 Jahren noch eine Menge beigebracht hat. Einerseits war er ein Kumpeltyp, der uns Spielern so auf positive Weise auf Fehler oder Verbesserungspotenzial hinweisen konnte. Andererseits war er ein harter Hund, der in Mannschaftssitzungen ganz klare Anweisungen gegeben oder Kritik geäußert hat, wenn es nötig war.

Pagelsdorf ist es auch wunderbar gelungen, den Druck von der Mannschaft zu nehmen, indem er in der Öffentlichkeit keine großen Ziele verkündet, sondern lange sein Mantra vom “wir denken nur von Spiel zu Spiel” vorgetragen hat. Dabei wusste er schon zu Saisonbeginn sehr genau, was für eine verdammt gute Mannschaft er hatte. Darum hat er uns intern klar gemacht, dass er oben angreifen will. Gleichzeitig hat er uns erfolgreich eingeimpft, dass wir an uns glauben sollen. Am Ende der Saison sind wir Dritter geworden. So gut war der HSV seitdem nie wieder.

Die großen Duelle mit dem HSV gegen Juventus Turin

Durch den dritten Platz in der Bundesliga haben wir uns für die Champions League qualifiziert. Die sechs Spiele werde ich nie vergessen. Besonders die Partien gegen Juve waren Highlights meiner Karriere. Das war wieder so eine Geschichte, wo wir mit dem Fußballgott im Bunde waren. Spielerisch waren wir Edgar Davids, Zinedine Zidane, Alessandro Del Piero und Pippo Inzaghi natürlich unterlegen, aber wir waren hoch konzentriert und haben alles in die Waagschale geworfen. Mit Kampfgeist und der richtigen Einstellung konnten wir als Mannschaft gegen die individuelle Klasse der Turiner mithalten. Bei unserem 3:1-Auswärtssieg in Turin habe ich sogar ein Tor geschossen. Und die Atmosphäre beim 4:4 im Volksparkstadion war unglaublich. Die Zuschauer sind komplett ausgerastet. Das Spiel ist der beste Beweis dafür, warum die Menschen den Fußball so lieben.

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Der Werdegang von Roy Präger

Jahre Verein Spiele (Tore)
1990–1992 Stahl Brandenburg 35 (3)
1992-1995 Fortuna Köln 104 (15)
1995-1999 VfL Wolfsburg 126 (33)
1999–2002 Hamburger SV 83 (18)
2002-2005 VfL Wolfsburg 28 (2)

Vereine: Fortuna Köln, VfL Wolfsburg, Hamburger SV
Kategorie: Spieler
Bildcredits: imago/Kulich/DKA
Autor: Lukas große Klönne

Die Traumelf weiterer Fußball-Legenden