Steffen Baumgart

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Steffen Baumgart hat für Dynamo Schwerin, Hansa Rostock, VfL Wolfsburg, Energie Cottbus und Union Berlin sagenhafte 516 Spiele absolviert und dabei 135 Tore geschossen. Der Paderborner Aufstiegscoach und lebende Kölner Trainerlegende stellt seine persönliche Traumelf aus Ex-Teamkameraden vor und erinnert sich dabei an Paraden von Tomislav Piplica, Anti-Techniker Vragel da Silva und die großartige Entwicklung des jungen Sergej Barbarez. Außerdem verrät er, von welchem englischen Verein er mal ein Angebot hatte.

Die Traumelf von Steffen Baumgart

Aufstellung

Steffen Baumgart über …

Tomislav Piplica // Torwart // Energie Cottbus

Tomislav Piplica und Martin Piekenhagen stehen für mich auf einer Stufe. Beide sind außergewöhnlich gute Torhüter und erstklassige Charaktere, die eine Mannschaft führen konnten. Insbesondere „Pippi“ hatte immer ein gutes Gespür dafür, wie es in der Mannschaft lief und wie es um die Disziplin stand. Wenn etwas in die falsche Richtung ging, ist er eingeschritten und hat den Mund aufgemacht. Auf ihn war sowohl als Typ als auch sportlich immer Verlass.

Leider wurde er in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem daran gemessen, was für unglückliche Dinger er teilweise reinbekommen hat. Aber mit seinen überragenden Paraden hat er uns regelmäßig Spiele gerettet. Sonst wäre er auch nicht so lange Bundesliga- und Nationaltorwart von Bosnien gewesen.

Kevin McKenna // Innenverteidiger // Energie Cottbus

Kevin hat immer 100 Prozent gegeben und jede Menge Leidenschaft auf den Platz gebracht. Dabei war er ein Spieler, der seine Grenzen kannte: Er hat das gespielt, was er konnte und hat nicht versucht, irgendwelche Kabinettstückchen zu machen. Einfach, solide, schwer zu bespielen. Ebenso trocken war sein Humor. Wie wichtig er für eine Mannschaft war, hat er nicht nur in Cottbus, sondern auch in seinen anderen Stationen gezeigt.

Peter Herzberg // Innenverteidiger // Dynamo Schwerin

Als ich als junger und ziemlich wilder Spieler bei Dynamo Schwerin in den Profibereich kam, hat Peter Herzberg mich an die Hand genommen. Mit mir und den anderen jungen Spielern ist er als erfahrener Profi sehr ordentlich umgegangen. Das war damals keine Selbstverständlichkeit. Er hat mich am Anfang meiner Karriere geprägt, mir gezeigt, worauf es im Profi-Fußball ankommt und wie wichtig der Respekt gegenüber dem Team und dem Gegner ist. Und wenn ich drohte abzuheben, hat er mich auf den Boden zurückgeholt.

Zu Peter konnte man immer aufschauen, und das tue ich heute noch. In meiner Traumelf wäre er daher auch der Kapitän, weil er alle Jungs hätte führen können.

Steffen Baumgart // Rechter Verteidiger

In meiner Traumelf möchte ich natürlich auch selbst mitspielen. Für den Sturm reicht es zwar nicht, denn die Jungs da vorne drin hatten eine andere Qualität und eine bessere Torquote als ich, das muss ich mir ehrlich eingestehen. Daher setze ich mich als rechter Verteidiger ein. Dafür habe ich auch alles mitgebracht, vor allem Zweikampfstärke und Schnelligkeit.

Stefan Studer // Linker Verteidiger // Hansa Rostock

Als wir mit Hansa in die erste Liga aufgestiegen sind, kam Stefan neu zur Mannschaft dazu. Da habe ich gleich gemerkt, über welch große Erfahrung er verfügt. Er hat unglaublich viel Ruhe ausgestrahlt und dadurch einen guten Einfluss auf die gesamte Mannschaft genommen. Das war wichtig für uns, denn die 1. Bundesliga war für die meisten im Team ja Neuland.

Hilmar Weiland // Zentrales Mittelfeld // Hansa Rostock

Im Laufe meiner langen Karriere stand ich wirklich mit sehr vielen Spielern auf dem Platz, aber Hilmar ragt da heraus. Er war ein echter Mittelfeld-Stratege, der immer sachlich und ruhig blieb, einen klaren Plan hatte und stets wusste, was er will. Auch abseits des Platzes bin ich super mit ihm ausgekommen, zumal man sich mit ihm auch über andere Dinge als Fußball unterhalten konnte.

Vragel da Silva // Rechtes Defensives Mittelfeld // Energie Cottbus

Vragel ist die brasilianische Komponente in meiner Traumelf. Allerdings ist er der erste Brasilianer, der mit Technik nichts am Hut hatte – auch wenn er das natürlich anders sah. Er hat in der Bundesliga nicht mit Technik überzeugt, sondern mit Eigenschaften, die voll und ganz nach Cottbus gepasst haben. Er war sicherlich ein Grund, warum viele Mannschaften so ungern in Cottbus gespielt haben. Unsere Spielstätte hieß zwar »Stadion der Freundschaft«, aber der Name entpuppte sich für viele Gegner auch dank Vragel als Trugschluss.

Timo Rost // Linkes Defensives Mittelfeld // Energie Cottbus

Timo hatte immer Mumm, mit ihm war ich voll auf einer Wellenlänge. Wir waren beide zielorientiert und hatten nur den Erfolg im Kopf. Er zählte zu denen, auf die man sich als Mitspieler auf dem Platz voll verlassen konnte.

Sergej Barbarez // Zentrales Offensives Mittelfeld // Hansa Rostock

Sergej ist sicher einer der besten Spieler, mit denen ich je zusammengespielt habe. Er war ein echter 10er, konnte Tore schießen und vorbereiten. Unser damaliger Trainer Frank Pagelsdorf hatte ihn von Union Berlin zu Hansa Rostock geholt.

Er musste sich damals zunächst in die Mannschaft reinarbeiten. Letztlich hat er den Durchbruch unter Ewald Lienen geschafft. Sergej hat dann eine unglaubliche Entwicklung genommen. Es war zwar früh klar, dass er viel Potential hat, darauf hat er sich aber nicht ausgeruht, sondern weiter hart an sich gearbeitet. Dadurch wurde er stetig besser und hat sein Können auch bei seinen weiteren Stationen unter Beweis gestellt.

Oliver Neuville // Sturm // Hansa Rostock

Zu Oliver muss ich eigentlich nicht viel sagen, er ist jedem Fußballfan in Deutschland ein Begriff. Er hatte eine super Technik, hat regelmäßig seine Tore gemacht und hat sich immer voll in den Dienst der Mannschaft gestellt.

Steffen Benthin // Sturm // Dynamo Schwerin

Mit Steffen alias „Benno“ habe ich schon in der Jugend von Dynamo Schwerin zusammengespielt und später dann bei Hansa Rostock. Er ist mein ältester und bester Freund. Nach dem Mauerfall hatte er verschiedene Angebote, unter anderem von Eintracht Frankfurt und Bayern München, wo er auch zum Probetraining war. Aber letztlich hat er sich gegen die Karriere als Profi-Fußballer entschieden und ist Polizist geblieben.

Was diese Traumelf erreichen könnte

Wenn man sich diese Mannschaft so anschaut, ist das eine Truppe, die eher über das Kämpferische kommt. Es sind alles Spieler mit Charakter, die sich auch dann nicht verstecken, wenn einem der Arsch auf Grundeis geht. Darum könnte diese Elf zur damaligen Zeit locker in der Bundesliga mithalten und an einem guten Tag wirklich jeden Gegner schlagen. Im Vergleich zu meiner aktiven Zeit hat sich der Fußball aber enorm weiterentwickelt. Die Spieler von heute sind schon sehr früh technisch und taktisch top ausgebildet.

Karriere-Insights von Steffen Baumgart

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Video: Tore von Steffen Baumgart im Trikot des VfL Wolfsburg

Meine schönste Station im Profi-Fußball

Die Vereine, die mir wirklich am Herzen liegen, sind Rostock, Cottbus und Union Berlin. Die schönste und emotionalste Station war für mich dabei eindeutig Union. Das hat es einfach gepasst. Das hat vor allem an den Fans zu tun und mit all dem, was der Verein verkörpert: das Schnörkelose, das Ehrliche, das Emotionale. Der Abstieg mit Union von der 2. in die 3. Bundesliga war meine sportlich größte Niederlage und tut mir heute noch weh!

Meine Lieblingstrainer

Hier nur einen Trainer zu nennen, ist für mich schwierig bis unmöglich. Ob Manfred Rattkes, Frank Pagelsdorf, Andreas Zachhuber, Wolfgang Wolf, Patrick Sander oder Eduard Geyer, ich hatte zu allen einen guten Draht. Die hatten einfache und gerade Ansprachen. Das hat zu mir und meiner Spielweise gepasst. Ich bin sicherlich nicht immer ein pflegeleichter Spieler gewesen und habe keine Diskussion gescheut, aber diese Trainer wussten mit mir umzugehen.

Ich hatte mal ein Angebot von…

…den Bolton Wanderers aus England, die damals in der zweiten englischen Liga spielten. Das war in der Sommerpause nach dem Aufstieg mit Hansa in die 1. Bundesliga. Letztlich wurde es aber nicht so konkret, als dass ich einen Wechsel ernsthaft in Erwägung gezogen hätte.

Werdegang von Steffen Baumgart

Jahre Verein Spiele (Tore)
1988-1991 SG Dynamo Schwerin 58 (20)
1991-1994 SpVg Aurich 92 (51)
1994-1998 Hansa Rostock 118 (26)
1998-1999 VfL Wolfsburg 32 (5)
1999-2002 Hansa Rostock 67 (6)
2002-2004 1. FC Union Berlin 63 (21)
2004-2008 Energie Cottbus 86 (6)

Vereine: Dynamo Schwerin, Union Berlin, VfL Wolfsburg, Hansa Rostock, Energie Cottbus
Kategorie: Spieler
Bildcredits: imago/exspo
Autor: Lukas große Klönne

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