Simon Rolfes

Somin Rolfes Bayse

Ex-Nationalmannschaft Simon Rolfes blickt auf seine Karriere zurück und stellt seine Traumelf aus seinen früheren Mitspielern in Leverkusen, Aachen und Bremen vor. Dabei erinnert er sich an das Traumdebüt von René Adler, den Durchbruch von Toni Kroos und wie Werder mit der Verpflichtung von Johan Micoud zur Spitzenmannschaft mutiert ist. Außerdem verrät er, was Jupp Heynckes als Trainer so außergewöhnlich gemacht hat und warum Marcelinho sein unangenehmster Gegenspieler war.

Die Traumelf von Simon Rolfes

Aufstellung

Simon Rolfes über …

René Adler // Torwart // Bayer Leverkusen

Zu den Torhütern hatte ich immer einen guten Draht. Sei es mit Jens Lehmann bei der Nationalelf oder mit Hans-Jörg Butt, René Adler und Bernd Leno in Leverkusen.

In meiner Traumelf stelle ich René ins Tor. Er kam Anfang 2007 aus dem Nichts. Er war acht Monate verletzt und war gerade erst wieder zurück im Kader, als Butt für ein Spiel rot-gesperrt war und René kam daraufhin zu seinem ersten Einsatz. Wir haben das Spiel 1:0 gegen Schalke gewonnen – und das lag einzig und allein an René. Es war unfassbar, was er an diesem Tag alles rausgeholt hat.

Unser damaliger Trainer Michael Skibbe hat ihn daraufhin im Tor gelassen. Was René dann in den nächsten zwei Jahren geleistet hat, war einfach gigantisch. Selbst wenn er angeschlagen ins Spiel ging, konnte ihn das nicht davon abhalten, Weltklasse-Leistungen zu zeigen. So etwas habe ich davor und danach mit keinen anderen Torhüter mehr erlebt.

Für Hans-Jörg war es zwar bitter, seinen Stammplatz zu verlieren, aber über den Umweg Benfica Lissabon kam er noch für einige Jahre zu Bayern München und hatte dort einen wunderbaren Abschluss seiner Karriere.

Sami Hyypiä // Innenverteidiger // Bayer Leverkusen

Sami war ein fantastischer Verteidiger, der brillante Pässe spielen konnte. Noch bevor er an den Ball kam, hatte er schon eine Lösung nach vorn. Von ihm habe ich mir vieles abschauen können.

Später wurde er unser Trainer. Er hatte zwar wenig Erfahrung als Coach, aber hatte einen super Draht zu uns Spielern und wurde in der Mannschaft respektiert. Es war lange Zeit ein starkes Miteinander, doch als später die guten Ergebnisse ausgeblieben sind, wurde es schwieriger, sodass es schließlich zur Trainerentlassung kam.

Dani Carvajal // Rechter Verteidiger // Bayer Leverkusen

Wenn ich nicht nur Vereinskollegen aufstellen würde, sondern auch Mitspieler aus der Nationalmannschaft, ginge dieser Platz an Philipp Lahm. Wie bei einem Playstation-Spieler gab es bei ihm im Prinzip keine Stockfehler. Nicht nur deswegen war er einer der besten Rechtsverteidiger der Welt.

Auf Vereinsebene fällt meine Wahl auf Daniel “Dani” Carvajal. Auch er ist ein Rechtsverteidiger, wie man sich ihn wünscht. Nach hinten aggressiv und stark im Zweikampf und nach vorn mit viel Tempo und einer super Technik. Er kam als Nachwuchsspieler von Real Madrid zu uns. Er war in den ersten Wochen ein ganz ruhiger Typ, der wenig gesprochen hat und nur auf wenige Einsätze kam. Doch dann kam unser Mannschaftsabend. Da hat Dani gemerkt, dass auch wir Deutschen locker und lustig sein können. Das hat ihm einen Schub versetzt. Anschließend ging er auch auf dem Platz ab wie eine Rakete. Von da an war er voll bei uns integriert und nicht mehr aus der Stammelf wegzudenken. Kein Wunder, dass Real ihn am Ende der Saison zurückgeholt hat und er dort in der folgenden Saison auf Anhieb als Stammspieler Champions-League-Sieger wurde.

Wendell // Linker Verteidiger // Bayer Leverkusen

Wendell ist ein super Typ, ein lustiger Vogel und ein richtig guter Linksverteidiger. Er ist schnell, hat eine starke Technik und kann vorn in 1-gegen-1-Situationen gehen. Mit seinem Potenzial hätte er vielleicht sogar noch mehr erreichen können, als er jahrelang in der Bundesliga gezeigt hat.

Simon Rolfes // Defensives Mittelfeld

In meiner Traumelf möchte ich natürlich auch selbst mitspielen. In dieser Zusammensetzung hätte ich im defensiven Mittelfeld wahrscheinlich einiges zu tun, weil die anderen etwas offensiver und kreativer ausgerichtet sind. Zu meiner Zeit bei Alemannia Aachen war es andersherum. Reiner Plasshenrich hat auf der Sechs ordentlich aufgeräumt und ich habe versucht, die spielerischen Akzente zu setzen.

Arturo Vidal // Defensives Mittelfeld // Bayer Leverkusen

Arturo ist ein Verrückter, aber er hat auch ein großes und gutes Herz. Als er als junger Spieler zu uns kam, war er auf dem Platz noch ziemlich wild. Immer, wenn er am eigenen 16er seine Gegner ausdribbeln wollte, habe ich innerlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Es war ein Glücksfall, dass mit Jupp Heynckes ein Trainer zu uns kam, der Spanisch sprechen und Arturo führen konnte. Jupp hat ihn geformt. Während unserer gemeinsamen Zeit in Leverkusen waren Arturo und ich ein super Duo. Ich hatte eher den strategischen Part inne und er ist in den Infight gegangen. Er ist ein Spieler, der bis zur letzten Minute alles für seine Mannschaft gibt. Im Laufe der Saison hat sich Arturo zu unserem besten Spieler entwickelt und ist anschließend zu Juventus Turin gewechselt.

Toni Kroos // Linkes Mittelfeld // Bayer Leverkusen

Toni hat eine brillante Technik und versteht den Fußball. Mit ihm konnte man ein super Kombinationsfußball aufziehen. Er kam damals als junger Spieler als Leihgabe von Bayern zu uns. Am Anfang hatte er bei uns noch keinen Stammplatz. Das hat sich aber geändert, als Heynckes ihm ein paar Dinge genannt hat, die er verbessern sollte. Das hat Toni angenommen, wurde körperlich fitter und hatte mehr Präsenz auf dem Platz, sodass er sich zu einem absoluten Stammspieler entwickelte. Da war schon zu erahnen, dass er ein unglaubliches Potenzial hat und er noch ganz viel erreichen kann. Auch dank seiner Einstellung war es für mich daher nur eine Frage des Timings, dass er sich nach seiner Rückkehr nach München auch bei den Bayern durchsetzte.

Dass er ein paar Jahre später zu Real Madrid gegangen und dort als unangefochtener Stammspieler 5 mal die Champions League gewonnen hat, spricht für sich.

Bernd Schneider // Rechtes Mittelfeld // Bayer Leverkusen

Wenn ich mit Bernd Schneider auf dem Platz stand, dachte ich immer, wie einfach das Fußballspielen doch ist. Man hat ihn angespielt und bekam den Ball perfekt zurück serviert. Mit »Schnix« Fußball zu spielen, hat einfach riesigen Spaß gemacht. Es war eine tolle Zeit mit ihm.

Außerhalb des Platzes war Bernd ein ruhiger Typ, aber auf dem Spielfeld wurde er nicht umsonst der „weiße Brasilianer“ genannt. Sein einziges Manko war seine geringe Torausbeute. Er hat halt auch in aussichtsreichen Positionen immer noch mal abgespielt, um seine Mitspieler zu bedienen.

Johan Micoud // Zentrales Offensives Mittelfeld // Werder Bremen

Wenn ich an Micoud denke, bekomme ich heute noch Gänsehaut! Ich bin damals in Bremen aus der Jugend zu den Profis gekommen. Im Training musste ich immer gegen ihn spielen. Er war quasi nicht zu verteidigen, denn er hat den Stürmern den Ball mit einem Kontakt in die Gasse gespielt.

Mit Fabian Ernst, Frank Baumann und Tim Borowski hatten wir sicherlich gute Spieler in unseren Reihen, aber wir waren trotzdem nur eine typische Platz-8-Mannschaft. Bis Micoud zu uns kam. Mit ihm war alles anders. Die ganze Mannschaft war anders. Er hat das Spiel verändert. Von da an waren wir eine Spitzenmannschaft. Er war der Taktgeber und hat die Spieler neben sich gut aussehen lassen. Es war unglaublich, wie ein einzelner Spieler eine Mannschaft so sehr seinen Stempel aufdrücken und sie so viel besser machen konnte. So etwas habe ich in meiner Karriere kein zweites Mal erlebt. Dass wir 2004 Deutscher Meister geworden sind, lag vor allem an Micoud.

Er wollte bei Werder zwar nicht Kapitän sein, aber er war trotzdem “Le Chef”. Selbst in meiner Traumelf mit den vielen starken Persönlichkeiten wäre er der legitime Mannschaftsführer.

Stefan Kießling // Sturm // Bayer Leverkusen

Stefan und ich haben über Jahre zusammengespielt und gemeinsam viele Zeiten erlebt. Er opfert sich für die Mannschaft auf, ist ein starker Kopfballspieler und kann den Ball sehr gut absichern. Den 2. Platz in der ewigen Torschützenliste von Leverkusen hinter Ulf Kirsten wird ihm so schnell niemand nehmen. Nicht nur wegen seiner vielen Tore ist er eine echte Identifikationsfigur für Bayer.

Florian Bruns // Sturm // Alemannia Aachen

Florian ist mein Trauzeuge, daher bekommt er in meiner Traumelf den Vorzug vor Dimitar Berbatov. Florian war ein super Linksaußen, der auch zweite Spitze spielen konnte. Seine Qualitäten waren vor allem seine Schnelligkeit und seine herausragenden Fähigkeiten im Kombinationsspiel. Mit ihm auf dem Platz hat es immer viel Spaß gemacht.

Der 12. Mann

In meiner Traumelf wäre Berbatov aber der erste Einwechselspieler, wenn vorn noch etwas passieren muss. Dimitar hatte eine unglaubliche Technik. Ihn konnte man auch vollkommen falsch anspielen, das war ihm im Prinzip egal. Seine Ballannahme war fantastisch, als ob der Ball von seinen Füßen magisch angezogen wurde. So konnte er selbst die unmöglichsten Bälle kontrollieren.

Wenn in meiner fiktiven Traumelf jeder Spieler auf seinem Zenit wäre, würden wir ganz klar die Bayern herausfordern und um den Deutschen Meistertitel mitspielen.

Karriere-Insights von Simon Rolfes

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.

Video laden

Video - Best of Simon Rolfes im Bayer-Trikot

Mein bester Trainer

Das ist einfach: Jupp Heynckes. Er ist einfach brillant, eine echte Führungspersönlichkeit. Andere Trainer mögen vielleicht innovativer sein, aber Jupp lässt einen klaren, guten und erfolgreichen Fußball spielen. Wirklich außergewöhnlich ist sein Gespür für die Mannschaft und sein Umgang mit den Spielern. Er beschäftigt sich mit den einzelnen Charakteren, kümmert sich um alle Spieler und versucht wirklichen jeden nach vorne zu bringen. Er hat einen sehr guten Blick dafür, was jeder Einzelne besser machen muss und kann das auch vermitteln. Und wenn es sein muss, kann er auch mal ein Auge zudrücken.

Mein unangenehmster Gegenspieler

Marcelinho. Er war ein Ausdauerwunder und zudem richtig schnell, auch mit dem Ball. Zu allem Überfluss hatte er alle Freiheiten und lief ständig über den ganzen Platz. Man musste ihn also stören, bevor er den Ball bekam. Doch bei seiner Spielweise war es fast unmöglich, eng an ihm dranzubleiben. Obwohl ich selbst konditionsstark war, wusste ich in den Spielen gegen Hertha oft nach zehn Minuten nicht, wie ich das bis zum Spielende durchhalten soll. Ich war immer verdammt froh, wenn wir in Ballbesitz waren, Marcelinho ausgewechselt wurde oder das Spiel frühzeitig zu unseren Gunsten entschieden war. Dann hat er etwas die Lust verloren und ist nicht mehr so viel gelaufen.

Meine Zweitligasaison bei Alemannia Aachen

Das Jahr in Aachen in der 2. Liga werde ich immer in guter Erinnerung behalten. Es fühlte sich im besten Sinne an wie eine richtige Dorftruppe. Es ging ziemlich locker zu, aber wenn Training oder Spiel war, haben sich alle voll reingehängt. Diese Kombination aus Spaß und Engagement war wirklich besonders und hat uns in der Saison so erfolgreich gemacht. Vor allem Erik Meijer und Willi Landgraf haben den Laden zusammengehalten und für den Spirit gesorgt, der uns durch die Spielzeit trug. Die beiden hatten immer einen Spruch auf Lager und waren mit ihrer Einstellung ein Vorbild für alle anderen.

Mein kuriosestes Angebot

Direkt nach meinem Karriereende hatte ich einen Anruf von einem sportlichen Leiter eines örtlichen Bezirksligisten. Er würde mich gerne verpflichten und hätte auch schon mit seinem Trainer abgestimmt, dass ich auf der 6er-Position spielen könnte. Was ich während des Telefonats lange als großen Spaß empfand – und auf die versteckte Kamera wartete – meinte er völlig ernst. Am Ende des Telefonats musste ich ihm dann also absagen.

Werdegang von Simon Rolfes

Jahre Verein Spiele (Tore)
2000-2004 Werder Bremen 0 (0)
2003 SSV Reutlingen (Leihe) 13 (0)
2004-2005 Alemannia Aachen 28 (3)
2005-2015 Bayer Leverkusen 288 (41)

Vereine: Werder Bremen, Bayer Leverkusen, Alemannia Aachen
Kategorie: Spieler
Bildcredits: Simon Rolfes
Autor: Lukas große Klönne