Ex-Nationalspieler Hans-Peter Briegel blickt auf seine Karriere zurück und stellt seine Traumelf bestehend aus ehemaligen Teamkameraden in Kaiserslautern, Verona und Genua vor. Außerdem verrät er, warum er immer ohne Schienbeinschoner auflief und warum er sich erst an seinen Beinamen »Die Walz aus der Pfalz« gewöhnen musste.
Die Traumelf von Hans-Peter Briegel
Hans-Peter Briegel über …
Ronnie Hellström // Torwart // 1. FC Kaiserslautern
Auch wenn Ronnie beim Herauslaufen kleine Schwächen hatte, war er auf der Linie ein Weltklasse-Torhüter, da hat er die unmöglichsten Dinger gehalten. Er war über viele Jahre ein souveräner Rückhalt für den 1. FC Kaiserslautern. Außerhalb des Platzes war er ein typischer Skandinavier: ruhig, freundlich und zuvorkommend.
Domenico Volpati // Rechter Verteidiger // Hellas Verona
Volpati war ein Laufwunder. Er war unser Mann für alle Fälle, konnte in der Defensive mehrere Positionen spielen. Nur Tore zu schießen, war nicht sein Metier. Wenn es mal nicht so rund lief, war er es, der die Mannschaft zusammengehalten hat. Wir sind noch immer gute Freunde, heute arbeitet er als Zahnarzt.
Hans-Günter Neues // Innenverteidiger // 1. FC Kaiserslautern
Mit Günter habe ich jahrelang zusammen in der Abwehr gespielt. Er war kompromisslos im Zweikampf und hatte einen super Schuss. Wenn er mit nach vorn gegangen ist, konnte er mit seinem Hammer auch mal aus 35 Meter eine Bude machen.
Roberto Tricella // Innenverteidiger // Hellas Verona
Tricella war bei uns in der Meistersaison mit Verona der Libero und Kapitän. In 30 Partien haben wir nur 19 Gegentore bekommen, daran hatte er einen großen Anteil. Er war technisch stark und hatte ein gutes Auge. Zudem war er im Spielaufbau eine glatte Eins. Auch in dieser Traumelf würde er die Kapitänsbinde tragen. Er hatte die Aura dafür, sowohl innerhalb des Teams als auch nach außen.
Luciano Marangon // Linker Verteidiger // Hellas Verona
Maragon war für mich der italienische Manni Kaltz. Er war defensivstark, hat aber auch die Freiräume auf dem Platz erkannt und sich oft ins Spiel nach vorn eingeschaltet. Neben seinem großen Offensivdrang war er auch für seine erstklassigen Flanken bekannt.
Reiner Geye // Rechtes Mittelfeld // 1. FC Kaiserslautern
Reiner kam damals aus Düsseldorf zum FCK. Eine super Verstärkung, nicht nur wegen seiner Kopfballstärke. Auf der rechten Seite im Mittelfeld hat er viele hervorragende Spiele für uns gemacht und dabei regelmäßig Tore geschossen. Leider lief es für ihn im Leben nicht so gut wie auf dem Fußballplatz.
Antonio Di Gennaro // Linkes Mittelfeld // Hellas Verona
Antonia kam vorwiegend über die linke Seite, hatte aber auch Spielmacherqualitäten. In der Meistersaison war er einer der Stützen in unserer Mannschaft. Mit seinen Leistungen bei uns hat er es bis in die italienische Nationalmannschaft geschafft. Nach seiner aktiven Karriere ist er im Fußballgeschäft als Manager, Trainer und TV-Kommentator tätig gewesen.
Toninho Cerezo // Zentrales Mittelfeld // Sampdoria Genua
Cerezo war brasilianischer Nationalspieler, der in seinem Spiel die typischen südamerikanischen und europäischen Tugenden vereint hat. Mit seiner brillanten Technik konnte sehr gut mit dem Ball umgehen und war zudem ein Kämpfer und ungemein laufstark.
Pietro Fanna // Offensives Mittelfeld // Hellas Verona
Auch Fanna war ein Techniker und läuferisch sehr stark. Er war immer unterwegs, Stillstand gab es bei ihm nicht. Im Mittelfeld war er überall zu finden, ist nach rechts und nach links ausgewichen. Im Spiel war er dadurch immer sehr präsent.
Preben Elkjær Larsen // Stürmer // Hellas Verona
Larson war wohl der beste Konterspieler, der mir in meiner Karriere begegnet ist. Mit seiner Schnelligkeit und Dribbelstärke konnte er seine Gegenspieler in Eins-gegen-Eins-Situationen stehen lassen und hat dann auch noch vor dem Tor die Nerven behalten und die Dinger reingemacht. Zu Beginn seiner Karriere hat er beim 1. FC Köln gespielt, aber seine beste Jahre hatte er in Lockeren und in Verona.
Klaus Toppmöller // Stürmer // 1. FC Kaiserslautern
Klaus war nicht der schnellste, aber er hatte einen Torriecher. Er wusste instinktiv, wo der Ball hinkam, so dass er oft richtig stand und dadurch seine Tore gemacht hat, selbst aus schier unmöglichen Winkeln. Mit seiner Größe war er sehr kopfballstark, sah allerdings auch etwas ungelenk aus. Das täuschte jedoch etwas über seine Fähigkeiten hinweg. Wer ihn deswegen unterschätzt hat, musste sich eines Besseren belehren lassen.
Meine Ersatzbank
Claudio Garella // Torwart // Hellas Verona
Hans-Peter Briegel // Abwehr
Davide Pellegrini // Mittelfeld // Hellas Verona
Roberto Mancini // Sturm // Sampdoria Genua
Guanluca Vialli // Sturm // Sampdoria Genua
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Karriere-Insights von Hans-Peter Briegel
Mein Beiname »Die Walz aus der Pfalz«
Den Namen hat mir der Sportjournalist Martin Hägele verpasst. In den 1960 Jahren wurde eigentlich Helmut Kohl so genannt, weil er ihm unliebsame Parteifreunde und politische Gegner kompromisslos aus dem Weg geräumt hat. Wegen meiner Statur und meiner Spielweise wurde es dann von Hägele auf mich umgemünzt. Erst hat mir das nicht so recht gepasst, aber im Laufe der Jahre habe ich mich daran gewöhnt.
Der Name »Walz aus der Pfalz« täuscht darüber hinweg, dass ich ein fairer Spieler war. Ich habe in 72 Länderspielen nicht eine Gelbe Karte bekommen! Ich wurde bestimmt häufiger gefoult, als dass ich gefoult wurde. Die Narben an meinen Schienbeinen können das noch heute bezeugen. Trotzdem bin ich immer lieber ohne Schienbeinschoner aufgelaufen, denn die Dinger haben mich einfach gestört. Ohne die Schoner und mit heruntergezogenen Stutzen habe ich mich auf dem Platz freier gefühlt.
Meine besten Trainer
In meiner Karriere haben Karl-Heinz Feldkamp und Osvaldo Bagnoli einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen. Für modernste Trainingsmethoden waren die beiden zwar nicht bekannt, wir haben zum Beispiel viel Kondition gebolzt. Aber sie hatten andere Qualitäten. Feldkamp war eine Respektsperson und ein großer Motivator. Ihn hat ausgezeichnet, dass er zu fast jedem Spiel die passende Aufstellung gefunden hat. Auch taktisch war er immer für ein Überraschung gut und hat die Gegner damit oft vor unlösbare Probleme gestellt.
Osvaldo Bagnoli war nicht nur deshalb außergewöhnlich, weil er uns mit Verona völlig überraschend zum Meistertitel geführt hat, sondern auch, weil er uns ganz allein trainiert hat. Er hatte keinen Co-Trainer, nur ein Torwarttrainer stand ihm zur Seite. So verbrachte er jeden Tag mehrere Stunden mit uns auf dem Trainingsplatz. Heute unvorstellbar, wo es bei jedem größeren Verein einen ganzen Trainerstab gibt. Unter Bagnoli habe ich übrigens nicht wie in der Nationalmannschaft Außenverteidiger gespielt, sondern bin meist im zentralen defensiven Mittelfeld aufgelaufen. Dort habe ich mich so wohlgefühlt, sodass es zu meiner Lieblingsposition wurde.
Mein Wechsel nach Italien
In bin in Kaiserslautern geboren, mein Herz hängt an dem FCK. Ich habe mich dort so wohlgefühlt, dass ich 1982 sogar ein Angebot von Real Madrid abgelehnt habe. Falls ich doch mal wechseln sollte, war für mich aber klar, dass ich nur ins Ausland und auf keinem Fall zu einem anderen Bundesligisten wechseln würde. Als dann 1984 das Angebot von Verona kam, war es zwar schwer, Lautern nach so vielen Jahren zu verlassen, aber ich wollte in meiner Karriere noch einmal etwas anderes erleben.
Meine besondere Verbindung zu Italien
Ich habe in meiner Karriere drei Titel gewonnen – alle in Italien. Meister mit Hellas Verona, Pokalsieger mit Sampdoria Genua und die EM 1980 fand auch in Italien statt. Das Land liegt mir wohl. Der EM-Titel mit Deutschland und die Meisterschaft mit Verona sind schwer miteinander zu vergleichen, aber sie stehen für mich auf einer Stufe. Leider hat es für mich in Lautern nie mit einem Titelgewinn geklappt, auch wenn wir ein paar mal knapp dran waren.
Mein Meistertitel mit Hellas Verona
Unseren Meistertitel haben wir nur 18 Spielern geholt – inklusive zwei Torhütern und zwei Nachwuchsspielern, die noch nicht mal immer beim Training waren. Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie das möglich war. Wenn man sich das Bild von der Meisterfeier heute anguckt, wirkt es so, als ob da Spieler fehlen würden.
Aber nicht nur deswegen war es eine Sensation, dass wir die Meisterschaft gewonnen haben. Hellas Verona war damals eine Provinzmannschaft, zum Beispiel vergleichbar mit dem VfL Bochum in Deutschland. Normalerweise geht der Titel in Italien immer an die Vereine aus den großen Städten wie Mailand, Turin, Neapel, Genua oder Rom. Wir waren die letzten, die diese Riege durchbrochen haben.
Werdegang von Hans-Peter Briegel
Jahre | Verein | Spiele (Tore) |
---|---|---|
1975-1984 | 1. FC Kaiserslautern | 240 (47) |
1984-1986 | Hellas Verona | 55 (12) |
1984-1986 | Sampdoria Genua | 51 (9) |