Cedric Makiadi

Cedrick Makiadi

Cedric Makiadi stellt seine Traumelf aus früheren Mitspielern in Wolfsburg, Freiburg und Bremen vor und blickt dabei auf seine Karriere zurück. Er erinnert sich an Hitzkopf Andres D’Alessandro, Fußballtennis mit Theo Gebre Selassie und verrät, wer Stefan Effenberg zur Weißglut brachte. Außerdem singt er ein Loblied auf Trainer Christian Streich und lässt den größten Tag seiner Karriere Revue passieren, als er den VfL Wolfsburg am letzten Spieltag der Saison 2005/2006 fast im Alleingang vor dem Abstieg in die 2. Liga rettete.

Die Traumelf von Cedric Makiadi

Aufstellung

Cedric Makiadi über…

Oliver Baumann // Torwart // SC Freiburg

Als sich unser Stammtorhüter Simon Pouplin eine Verletzung zugezogen hat, rückte Oliver ins Tor. Ein Jahr vorher hatte er noch in der A-Jugend gespielt und stand daraufhin plötzlich in der Bundesliga im Tor. Er war blutjung, hat aber von seinem ersten Einsatz an gespielt wie ein alter Hase. Er hatte eine super Ausstrahlung und ist auch in Stresssituationen ruhig geblieben. Mit seinem Auftreten und seinen Leistungen hat er sich in der Mannschaft und bei den Fans Respekt schnell verschafft. Auch den Trainer hat er überzeugt, sodass er nach Simons Verletzungspause unsere Nr. 1 geblieben ist.

Mich hat vor allem Olivers Strafraumbeherrschung beeindruckt. Das ist etwas, was viele Torhüter erst mit der Zeit lernen, aber er hatte ein natürliches Gespür dafür, wann er bei Flanken rauskommen musste und wann nicht.

Felix Bastians // Linker Verteidiger // SC Freiburg

Ich habe schon mit besseren Technikern auf dem Platz gestanden, aber Felix hat sich den Platz in meiner Traumelf aufgrund seiner Zweikampfstärke, seines Siegeswillens und seines Mannschaftsgeists verdient.

Felix war das Paradebeispiel für einen Teamplayer. So unangenehm er für die Gegner auf dem Platz sein konnte, so großartig war es, ihn in der eigenen Mannschaft zu haben. Zudem hat er in der Kabine ordentlich für Stimmung gesorgt und kam mit jedem Mitspieler klar.

Fallou Diagne // Innenverteidiger // SC Freiburg

Als Fallou aus der zweiten französischen Liga vom FC Metz zu uns in die 1. Bundesliga kam, waren wir Spieler zunächst skeptisch. Weil wir dringend Verstärkung brauchten, hatten wir auf einen namhafteren Zugang gehofft. Von ihm hatten wir bis dato noch nie etwas gehört. Weil ich Französisch spreche, war ich dann einer seiner ersten Ansprechpartner im Team. Im Training habe ich den Übersetzer gegeben und auch außerhalb des Platzes versucht, ihm die Integration in Deutschland zu erleichtern.

Zu unserer Überraschung war Fallou von seinem ersten Tag an eine echte Verstärkung. Er war nicht nur zweikampfstark, sondern auch ein intelligenter Spieler, mit Ruhe am Ball und einem guten Spielaufbau. Damit hat er die neue Generation der Innenverteidiger verkörpert.

Marc Gouiffe à Goufan // Innenverteidiger // VfL Wolfsburg II

Im Gegensatz zu Diagne war Marc ein Innenverteidiger alter Prägung. Gegen ihn zu spielen, hat für die Stürmer Schmerzen bedeutet. Er kam aus Kamerun und spielte damals bei den VfL-Amateuren. Als er zum ersten Mal bei den Profis mittrainieren durfte, hat er Stefan Effenberg voll umgenietet. Effe war stocksauer und ist nach dem Training zu Marcs Berater gegangen. Er drohte ihm, dass er Marcs Karriere beenden würde, wenn dieser das noch einmal machen würde. Doch der Berater meinte daraufhin lediglich: »Marc ist ein Löwe, ihn kann man nicht bändigen!« (lacht)

In Wolfsburg hat Marc es nicht in die erste Mannschaft geschafft, doch damit hatte Effe nichts zu tun. Nach seinem Wechsel nach Paderborn ist Marc dort Stammspieler geworden.

Theo Gebre Selassie // Rechter Verteidiger // Werder Bremen

Theo ist eine Frohnatur, mit dem ich viele lustige Momente verbinde. Nach dem Training haben wir oft noch Tischtennis und Fußballtennis gespielt, wobei er fast genauso unschlagbar war wie in einem Kopfballduell.

Seit Theo 2012 zu Werder Bremen kam, hat er sich kontinuierlich weiterentwickelt und ist mittlerweile zu einer Institution geworden. Es gibt bestimmt bessere Fußballer als ihn, doch er ist ein Mentalitätsspieler, der auch dann nicht aufgibt, wenn sein Team fünf Minuten vor Schluss noch 0:2 zurückliegt. Von solchen Spielern kann eine Mannschaft nicht genug haben.

Josue // Defensives Mittelfeld // VfL Wolfsburg

Wenn man an den Gewinn der Deutschen Meisterschaft des VfL Wolfsburg in der Saison 2008/09 denkt, kommen den Fans vor allem Grafite, Edin Dzeko und Zvjezdan Misimović in den Sinn. Doch Josue war als Kapitän und Stabilisator der Meistermannschaft mindestens genauso wichtig. Ich bin überzeugt, dass der Titelgewinn ohne ihn nicht möglich gewesen wäre.

Aufgrund seiner geringeren Körpergröße wurde Josue leicht unterschätzt. Die Gegenspieler dachten, dass er ihnen nichts anhaben könnte, doch an ihm kam man nur mit Schmerzen vorbei – wenn überhaupt. Er hat sich zu 100 Prozent als Mannschaftsspieler verstanden und war enorm wichtig für die Balance im Team. Damit hat er ganz viel von dem verkörpert, was sich Trainer Felix Magath von einem Profi gewünscht hat. Josue war ein recht ruhiger Kapitän, doch wenn er etwas gesagt hat, hatte das Gewicht. Dann gab es kein Wenn und Aber, sondern jeder hat sich daran gehalten.

Cedrick Makiadi // Defensives Mittelfeld

Zu Beginn meiner Karriere habe ich alle Positionen in der Offensive bekleidet: Mittelstürmer, Außenstürmer oder Spielmacher. Am besten hat das in Duisburg funktioniert, wo ich in der zweiten Liga in der Saison 2009 mit 16 Treffern Torschützenkönig geworden bin. Daraufhin bin ich zum SC Freiburg gewechselt, wo Trainer Robin Dutt mich aufgrund meines Spielverständnisses, meiner Zweikampfstärke und meiner Schnelligkeit zum Sechser umfunktioniert hat. Ich musste mich erst mit der neuen Rolle anfreunden, doch mit der Zeit hat mir die Position viel Spaß gemacht. Nur meine Torgefährlichkeit ist mir dadurch komplett abhandengekommen. Eigene Tore hatten für mich von da an nur noch Seltenheitswert.

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Video: Traumtor von Cedric Makiadi für den SC Freiburg

Andres D’Alessandro // Offensives Mittelfeld // VfL Wolfsburg

Andrés D’Alessandro war in der Offensiv ein Ausnahmekönner. Aufgrund seiner technischen Fähigkeiten wurde er in Argentinien schon als würdiger Nachfolger von Diego Maradona gehandelt. Er konnte unser Spieltempo bestimmen, unsere Stürmer klug in Szene setzen oder selbst Tore machen.

Er hatte aber noch eine andere Seite. Den vielen Vorschusslorbeeren, mit denen Andres zu uns kam, ist er nur zum Teil gerecht geworden. Zum einen war er ein Hitzkopf, der richtig ausrasten konnte. Wenn er böse gefoult wurde, ist er nicht selten wutentbrannt auf seinen Gegenspieler losgegangen, selbst wenn der einen Kopf größer war als er. (lacht) Zum anderen passte seine Mentalität leider nicht zu dem Fußball, den unser damaliger Trainer Klaus Augenthaler uns spielen lassen wollte. Andres war auf dem Platz ein Freigeist, der nicht viel von taktischen Konzepten und Defensivarbeit hielt. Wenn beide Seiten mehr aufeinander zugegangen wären, hätte er sicher noch wertvoller für uns sein können. Trotzdem war es einfach fantastisch, mit ihm zusammenzuspielen.

Marcelinho // Rechtsaußen // VfL Wolfsburg

Als Marcelinho nach Wolfsburg kam, war er nicht mehr der Paradiesvogel, der er viele Jahre bei Hertha BSC gewesen ist, sondern eine gereifte Persönlichkeit. Ich war beeindruckt davon, wie professionell er war und wie viel er für seinen Körper und seine Fitness getan hat.

Auf dem Platz war Marcelinho ein Ausnahmespieler. Er war technisch brillant, schnell und körperlich robust. Seine direkten Gegenspieler konnten einem Leid tun, weil er 90 Minuten ununterbrochen unterwegs war. Wenn wir Mitspieler in der Offensive mal nicht weiterwussten, haben wir den Ball einfach zu ihm gespielt. Marcelinho hatte immer eine Lösung im Kopf und konnte sie mit seinen Fähigkeiten auch umsetzen. Wir Defensivspieler sind gerne für ihn gelaufen, weil er vorne den Unterschied machen konnte.

Martin Petrov // Linksaußen // VfL Wolfsburg

Martin Petrov war schnell und wendig, konnte Tore vorbereiten und selbst welche schießen. Aufgrund seiner Qualitäten war er einer der Stars in unserer Mannschaft. Außerhalb des Rasens war er aber eher der Typ Einzelgänger. Während viele andere Spieler nach dem Training oder den Spielen zusammen etwas unternommen haben, ist Martin nach Hause gefahren. Das war aber für niemanden ein Problem, in der Mannschaft war er trotzdem voll akzeptiert.

Papiss Demba Cisse // Mittelstürmer // SC Freiburg

Wenn man Spiele gewinnen will, braucht man einen Stürmer wie Papiss, der ein richtiger Goalgetter war. Um den Strafraum herum war er eiskalt und zielstrebig. Anstatt seine Gegenspieler auszudribbeln, hat er einfach bei der erstbesten Gelegenheit abgezogen.

An sich war Papiss ein lustiger Zeitgenosse und charakterlich voll in Ordnung, doch als er 2012 unbedingt zu Newcastle United in die Premier League wechseln wollte, wurde es unschön. Sein Wechselwunsch war verständlich, weil er dort sehr viel mehr verdienen konnte als in Freiburg. Der Verein wollte ihn jedoch nicht ziehen lassen, weil wir zu dem Zeitpunkt in der Bundesliga Letzter waren und seine Tore dringend brauchten. Als sein Dolmetscher und bester Freund im Team habe ich die Auseinandersetzung aus nächster Nähe mitbekommen. Für die Stimmung in der Mannschaft war es alles andere als zuträglich, wenn der beste Spieler sich nicht mehr richtig reinkniet und nur noch lustlos mittrainiert.

Schließlich hat Christian Streich, der das Traineramt kurz zuvor von Marcus Sorg übernommen hatte, dem Wechsel zugestimmt. Auch ohne Papiss haben wir unterm Strich eine grandiose Rückrunde gespielt, sodass wir mit dem Abstieg schon einige Spieltage vor Saisonende nichts mehr zu tun hatten. So wurde es für alle Beteiligten ein Happy End.

Karriere-Insights von Cedric Makiadi

Mein bester Trainer

Ob mit Eric Gerets, Felix Magath oder Robin Dutt – mit meinen Trainern hatte ich viel Glück. Sie haben mich als Spieler und als Typ geschätzt und ich habe mit allen gut zusammengearbeitet. Doch Christian Streich steht für mich über allen anderen.

Als Cheftrainer Marcus Sorg in Freiburg beurlaubt wurde, war nicht ganz klar, ob Streich als Co-Trainer ebenfalls gehen musste. Dass der Verein an ihm festgehalten und ihn zum Chef befördert hat, war eine goldrichtige Entscheidung. Er hat einen großen Fußballsachverstand und einen guten Draht zur Mannschaft. Wir standen zur Winterpause auf Platz 18, doch unter seiner Führung sind wir in der Rückrundentabelle Vierter geworden.

Ich habe nie wieder so ein großes Vertrauen genossen wie unter Streich. Einmal rief er mich und Oliver Sorg im Abschlusstraining zu sich. Weil Johannes Flum und Julian Schuster ausgefallen sind, sollte Olli neben mir auf der Doppelsechs spielen. Streich hat minutenlang auf ihn eingeredet und ihm taktische Anweisungen gegeben. Als er schließlich damit fertig war, hat er sich mir zugewandt und sagte nur: »Und Du Ced, mach einfach dein Ding.« Diese hohe Wertschätzung hat mir viel Selbstvertrauen gegeben.

Mein Weg zum Profi

Nachdem ich in der Jugend vom VfB Lübeck gewechselt bin, war es mein Traum, es dort in die erste Mannschaft zu schaffen, die damals in der 3. Liga gespielt hat. Weiter habe ich damals noch nicht gedacht. In der Jugend haben wir regelmäßig gegen die Nachwuchsmannschaften von Werder, dem HSV und Hannover 96 gespielt. Nachdem ich gegen den VfL Wolfsburg eine richtig gute Partie hingelegt habe, kam deren Co-Trainer auf mich zu, um nach meiner Nummer zu fragen. Darüber kam schließlich der Wechsel nach Wolfsburg zustande. Viel später habe ich erfahren, dass mich zu dem Zeitpunkt auch schon die Scouts von Werder auf dem Zettel hatten.

Sportlich war der Wechsel in die A-Jugend vom VfL eine große Umstellung. Die Mitspieler waren jetzt deutlich besser und das Tempo so hoch, dass ich gleich im ersten Training Krämpfe bekommen habe. Ich habe mich aber schnell daran gewöhnt und bin nach nur einem Jahr in die Amateurmannschaft unter Trainer Michael Krüger befördert worden, wo ich Stammspieler wurde und dann regelmäßig bei den Profis mittrainieren durfte. Ich bin dem damaligen Cheftrainer Eric Gerets sehr dankbar, dass er mir als jungem Spieler die Chance gegeben hat, mich in der ersten Liga zu beweisen.

Mein Karriere-Fazit

Mit meiner Karriere bin ich voll und ganz zufrieden, auch wenn ich sie aufgrund von Verletzungen schon im Alter von 32 Jahren beenden musste. Ich habe über 200 Spiele in der 1. Bundesliga gemacht, bin beim MSV Duisburg Torschützenkönig der zweiten Liga geworden, habe als Nationalspieler des Kongo zweimal am Afrika-Cup teilgenommen und haben dabei einmal die Bronzemedaille gewonnen.

Mein schönster und wohl auch wichtigster Tag war das “Abstiegsendspiel” 2006 gegen unseren direkten Konkurrenten, den 1. FC Kaiserslautern. Am letzten Spieltag wären wir mit einer Niederlage in die 2. Liga abgestiegen. Beim Stand von 0:1 wurde ich zur Halbzeit eingewechselt und habe mit meinem Tor zum 1:1 und einer Vorlage zum 2:1 durch Diego Klimowicz dazu beigetragen, das Spiel noch zu drehen. Die Mannschaft hat mich nach dem Abpfiff auf den Schultern getragen und die Fans haben mich gefeiert. Es war ein unglaubliches Gefühl, der Held zu sein. Ich habe das sehr genossen, denn es war mir bewusst, dass solch ein Tag einmalig ist.

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Video: Matchwinner Cedric Makiadi beim 2:1 im Abstiegsendspiel am 34. Spieltag der Saison 2005/2006.

Mein Einstieg als Jugendtrainer

2016 bin ich von Werder in die Türkei zu Çaykur Rizesporzu gewechselt und habe dort eine Saison gespielt. Anschließend bin ich zurück nach Bremen gezogen, weil meine Familie dort geblieben war. Ein halbes Jahr nach meinem Karriereende bekam ich Anfang 2018 ich auf einmal einen Anruf von Werder-Manager Frank Baumann, der gehört hatte, dass ich wieder im Lande war. Wir kannten uns, weil er zu meiner Zeit in Bremen der Assistent vom damaligen Manager Thomas Eichin war. Frank fragte mich, ob ich mir vorstellen kann, im Jugendbereich zu arbeiten. Seitdem bin ich hier als Jugendtrainer tätig. Es macht mir großen Spaß und ich lerne dabei sehr viel. Ich kann mir sehr gut vorstellen, später eine Mannschaft im Herrenbereich zu übernehmen.

Werdegang von Cedric Makiadi

>Jahre Verein Ligaspiele (Tore)
2004–2008 VfL Wolfsburg 48 (4)
2008-2009 MSV Duisburg 33 (16)
2009-2013 SC Freiburg 129 (12)
2013–2015 Werder Bremen 48 (1)
2015–2016 Çaykur Rizespor 20 (0)

Vereine: Werder Bremen, VfL Wolfsburg, MSV Duisburg, SC Freiburg, VfB Lübeck
Kategorie: Spieler
Bildcredits: imago sportfoto
Autor: Lukas große Klönne

Die Traumelf weiterer Fußball-Legenden