Karsten Baumann

Karsten Baumann

»Mein Herz hängt noch sehr am Effzeh«, sagt Karsten Baumann, der zehn Jahre das Trikot der Domstädter trug. Das spiegelt sich auch in seiner Traumelf wider, die zu großen Teilen aus Legenden des 1. FC Köln besteht. Beim Rückblick auf seine Karriere erinnert er sich an hartes Einzeltraining mit Bodo Illgner, die pulsierende Halsschlagader von Christoph Daum und sensationelle Ansprachen von Peter Neururer.

Die Traumelf von Karsten Baumann

Aufstellung

Karsten Baumann über …

Bodo Illgner // Torwart // 1. FC Köln

Als Nachwuchsprofi beim Effzeh wurde ich von Co-Trainer Rolf Herings dazu zwangsverpflichtet, jeden Montag zum Torwarttraining mit Bodo Illgner zu kommen, damit ich bei den Flanken als Angreifer fungiere. Begeistert war ich darüber zunächst nicht, denn das war eigentlich unser freier Tag. Zudem habe ich mir in den Luftduellen mit Bodo regelmäßig blaue Flecken und das eine oder andere blaue Auge eingehandelt. Und wenn ich ihm ein paar Bälle hintereinander eingeschenkt habe, hat er mich böse angemault. Doch durch diese Sonderschichten habe ich vor allem zwei Dinge gelernt: Das Timing beim Kopfball und dass man sich nicht auf seinen Erfolgen ausruhen darf. Das hat mir Bodo als Weltmeister mit seinen freiwilligen Sonderschichten eindrucksvoll vorgelebt.

Bodo war damals völlig zurecht Nationaltorwart. Mit seiner Größe, seinen langen Armen und seiner Reaktionsstärke hat er das Tor so gut abgedeckt, dass es verdammt schwer war, ihm aus 20 Metern einen Ball einzuschenken. In den Bundesligaspielen hat er bei Freistößen sogar oft auf eine Mauer verzichtet.

Sein Nacht-und-Nebel-Wechsel zu Real Madrid kurz vor dem Saisonbeginn 1996/97 hat uns kalt erwischt. Ich konnte den Wechsel nachvollziehen, ein Angebot der Königlichen kann man schließlich kaum ablehnen, aber für unsere Mannschaft war Bodos Abgang sportlich ein herber Verlust.

Henrik Anderson // Linker Verteidiger // 1. FC Köln

Ich kenne keinen Menschen, der so eine urwüchsige Kraft hatte wie Henrik. Das ging schon beim Händedruck los, auch jedes Laufduell gegen ihn bedeutete Schmerzen. Er war brutal schnell und ausdauernd. Kurios war sein Laufstil, der an eine Traberstute erinnerte, daher haben wir ihn »Traber« genannt.

Allein sein dänisch-deutsch-belgisches Kauderwelsch sorgte regelmäßig für allgemeine Erheiterung. Auch sonst hatte ich viel Spaß mit ihm. Als wir mal in einem Restaurant von der Bedienung gefragt wurden, ob es geschmeckt hat, antwortete er trocken: »Ja, super. Was war das denn?« Anderes Beispiel: Bei einem Spiel saßen wir zusammen auf der Ersatzbank und mussten nach dem Abpfiff auf dem Platz ein paar Läufe machen. Dabei bot er mir mehrfach eine Wette um 100 D-Mark an, wer zuerst am anderen Strafraum ist. Weil ich wusste, dass ich wahrscheinlich keine Chance habe, habe ich zunächst abgewiegelt, doch bin dann einfach losgerannt. Er ist lachend hinter mir her und kam immer näher. Ich habe mich mit einem Hechtsprung in den Strafraum gerettet. Das Stadion war noch halb voll und die Zuschauer haben gegrölt. Auf den Hunderter warte ich allerdings bis heute, denn er zweifelt meinen Sieg an. Wenn immer wir darüber sprechen, fordert er den Videobeweis. (lacht)

Leider hat Henrik sich im Halbfinale der Europameisterschaft 1992 die Kniescheibe gebrochen und sich kurz nach seinem Comeback das Kreuzband gerissen. Danach hat er nie wieder zu seiner alten Form zurückgefunden, doch seinen Humor hat er nicht verloren.

Dirk Schuster // Innenverteidiger // 1. FC Köln

Dirk war in Köln lange mein Zimmerkollege. Ich schätzte seinen Humor und seine positive Energie, die er auf dem Rasen in volle Einsatzbereitschaft umgewandelt hat. Dorinel Munteanu hat ihm mal den Spitznamen »Gillette« verpasst, weil er seine Gegenspieler allzu oft über seine Klinge hat springen lassen. Selbst im Training hat Dirk niemanden geschont und ist immer voll zur Sache gegangen. Von daher ist die Ausrede von Andy Möller zu seiner legendären »Schutzschwalbe« gegen Dirk nicht ganz von der Hand zu weisen. (lacht)

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Wie die meisten Spieler aus dem Osten war Dirk im Spiel total diszipliniert. Von ihm habe ich auch ein paar Tricks aus dem DDR-Fußball bekommen. Einmal hörte ich, wie seine Schuhe auf dem Weg zum Trainingsplatz merkwürdig klackerten. Weil der Boden gefroren war, hat er sich einfach unter die Nockenschuhe Metallschrauben reingedreht, um auf dem Platz einen besseren Halt zu haben. Dirks lapidarer Kommentar: »Alte Ostschule, haben wir früher immer so gemacht.«

Björn Mehnert // Innenverteidiger // Wuppertaler SV

Björn habe ich 1998 beim BVB kennengelernt, wo er als Amateur oft bei uns Profis mittrainiert hat. Gemeinsam auf dem Platz standen wir aber erst 2003 beim Wuppertaler SV, wo wir aufgrund unserer »Frisur« damals häufig verwechselt wurden. In Wuppertal hatten wir in der Abwehr ein super Zusammenspiel, weil wir fußballerisch auf einer Wellenlänge waren und wir uns perfekt ergänzt haben. Während ich meine Stärken am Mann hatte, bestach er durch Spielübersicht, seine Ruhe am Ball und seine starke Antizipation.

Mit Björn konnte man wunderbar über Fußball diskutieren. Als wir beide später Trainer waren, haben wir uns oft ausgetauscht und einander Ratschläge gegeben. Ich glaube fest daran, dass er als Trainer noch einiges erreichen kann.

Matthias Höhnerbach // Rechter Verteidiger // Preußen Köln

Matthias ist ein Ur-Kölner, der mir die Stadt erklärt hat. Als ich als 18-Jähriger aus dem beschaulichen Oldenburg nach Köln kam, war das für mich ein Kulturschock. Vor allem mit Karneval konnte ich nichts anfangen. Als ich zum ersten Mal mit einem Clownskostüm in der S-Bahn saß, fühlte ich mich noch unwohl, aber mit der Zeit bin ich ein echter Jeck geworden. Daran hat Matthias einen großen Anteil.

Als ich beim Effzeh 1990 von den Amateuren zu den Profis kam, war Matthias von Trainer Christoph Daum schon aus der ersten Mannschaft aussortiert worden, sodass wir erst rund zehn Jahre später in der 4. Liga bei Preußen Köln zusammen gespielt haben. Matthias war dort Spielertrainer. Weil ich nach meinem unbefriedigenden Engagement 2001 bei Rot-Weiß Oberhausen zunächst keine konkreten Angebote aus der 1. und 2. Liga hatte, habe ich mich bei Preußen Köln fit gehalten und schließlich einen Vertrag unterschrieben. Dort standen weitere Ex-Profis wie Andrzej Rudy und später Sven Demandt unter Vertrag. Nach der Saison 2005 – Preußen Köln war mittlerweile in Viktoria Köln umbenannt worden – wechselte Matthias in den Norden und wurde Co-Trainer von Thomas Schaaf bei Werder Bremen.

Karsten Baumann // Defensives Mittelfeld

Ich habe mit vielen starken defensiven Mittelfeldspielern zusammengespielt. Um mich in meiner Traumelf nicht für einen entscheiden zu müssen, stelle ich mich hier selbst auf, zumal ich die Position in meiner Karriere des Öfteren bekleidet habe.

Ich kam 1988 im zarten Alter von 18 Jahren beim 1. FC Köln in eine Mannschaft, in der es sportlich gut lief. Zudem war ich als Amateur keine Bedrohung für die etablierten Spieler, sodass ich gut aufgenommen wurde. In den Zweikämpfen mit Paul Steiner, Jürgen Kohler, Thomas Allofs und Co. hatte ich keinen übermäßigen Respekt. Ich wusste aber, was sich gehört und habe im Training die Tore getragen und die Bälle eingesammelt. In der Kabine hatte ich den schlechtesten Platz und musste am Ende alles aufräumen.

Ich war nicht der beste Fußballer, sondern profitierte von meiner Schnelligkeit, meinem robusten Körper und meinem sauberen Passspiel. Bei den meisten Trainern hatte ich einen guten Stand, weil sie wussten, dass sie sich auf mich verlassen konnten. Im Spiel habe ich mich auf die Dinge konzentriert, die ich konnte, anstatt zu versuchen, Kabinettstückchen zu machen oder drei Leute auszutanzen.

Thomas Häßler // Linkes offensives Mittelfeld // 1. FC Köln

“Icke” ist nur 1,68 Meter groß, aber sein Ausnahmetalent war unübersehbar. Er war ein Techniker vor dem Herrn und hatte eine perfekte Schusstechnik. In meinen ersten beiden Jahren in Köln hat Christoph Daum mich im Training andauernd Eins-gegen-Eins gegen Icke spielen lassen. Seine kleinen Haken haben mich wahnsinnig gemacht! Auf dem großen Feld war er für mich nicht zu verteidigen. Er hat Schüsse angetäuscht und mich einfach stehen lassen.

Ich habe mich gefreut, Icke 1998 bei Borussia Dortmund wieder getroffen zu haben. Weil BVB-Trainer Michael Skibbe nicht auf ihn gebaut hat, ist er dort allerdings nicht richtig zum Zuge gekommen. Dadurch hatte er auch außerhalb des Platzes viel von seiner Leichtigkeit verloren und sich etwas zurückgezogen. Eigentlich unfassbar, was wir mit seinem Nichteinsatz an Kreativität verschenkt haben. Fairerweise muss ich jedoch sagen, dass wir zu der Zeit in der Offensive ein Überangebot an herausragenden Leuten hatten, sodass es bei jedem Spiel zu Härtefällen kam.

Icke ist ein super Typ und eine ehrliche Haut. Ich weiß nicht, wie oft ich für ihn angerufen habe, als er im Dschungelcamp war. Es fiel aber auf, dass er dort viel zurückhaltender war, als ich ihn privat kenne. Auch da hat sich für mich gezeigt: Er braucht ein Umfeld, in dem er sich wohlfühlt.

Andy Möller // Zentrales Mittelfeld // Borussia Dortmund

Andy Möller ist für mich eindeutig der beste Mitspieler, den ich je hatte. Wahnsinn, was er alles drauf hatte! Sein Tempo, seine Spielübersicht und sein Abschluss waren weltklasse. Außerdem war er ein super Teamkamerad und immer hilfsbereit. In der Mannschaft wurde er nie als Heulsuse oder Mimose gesehen. Er war einer unserer Meinungsführer und wir wussten: Wenn wir Andy ans Laufen bekommen, schießt er uns zum Sieg.

Manchmal brauchte es allerdings die richtige Ansprache, um alles aus ihm herauszukitzeln. Einmal sind wir in einem Spiel in der Abwehr immer stärker unter Druck geraten. Alle schrien wild durcheinander, dass Andy gefälligst mit nach hinten arbeiten soll, aber es half alles nichts. Ich bin dann nach einer Weile zu ihm ihn und meinte im Kumpelton: »Ey Andy, wir brauchen jetzt hinten deine Hilfe.« Und schon war er dabei und half in der Defensive mit aus.

Ich weiß noch, als er seinen Wechsel vom BVB zu Schalke 04 bekannt gab. Das war ja unvorstellbar, ganz Fußballdeutschand schwer überrascht. Als ich das hörte, habe ich ihn angerufen und gesagt: »Andy, du bist für mich der Allergrößte!« Ich denke, dass er heute in der Öffentlichkeit noch besser beurteilt worden wäre, wenn er mit Schalke 2001 den Titel geholt hätte und es nicht nur zum »Meister der Herzen« gereicht hätte.

Trotzdem hat er in seiner Karriere alles gewonnen, was es zu gewinnen gab: Meisterschaft, Pokal, UEFA-Cup, Champions League, Welt- und Europameister. Und mit seinem Spruch »Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien!« hat er sich ohnehin verewigt. Mehr kann ein Fußballer nicht erreichen! (lacht)

Pierre Littbarski // Rechtes offensives Mittelfeld // 1. FC Köln

Wie Icke hat »Litti« mit seinen kurzen O-Beinen krasse Haken geschlagen, sodass ich im Training gegen ihn kein Land gesehen habe. Er hatte den Schalk im Nacken und viel Schabernack gemacht. Aber sobald er den Platz betrat, hat er den Schalter umgelegt und war zu 100 Prozent aufs Spiel fokussiert. Neben seinen unglaublichen Fähigkeiten am Ball hat mir das am meisten imponiert.

In meiner Traumelf würde ich Litti die Kapitänsbinde geben. Auf und neben dem Platz hat er das Heft in die Hand genommen und ist vorangegangen. Ob Daum, Erich Rutemöller oder Jörg Berger, alle FC-Trainer haben Litti ins Vertrauen gezogen und Wert auf seine Meinung gelegt.

Als Litti 2001 in Duisburg Trainer war, wollte er mich verpflichten. Leider kam sein Angebot genau einen Tag zu spät, weil ich unmittelbar davor aus der Not heraus einen Vertrag bei Preußen Köln unterschrieben habe. In anderer Position hat Litti mich dann aber schließlich doch noch rekrutiert, und zwar 2017 als Scout für den VfL Wolfsburg.

Ralf Sturm // Stürmer // 1. FC Köln

Zu meiner Anfangszeit in Köln haben Ralf und ich fast jeden Tag etwas unternommen. Bei den Auswärtsfahrten haben wir im Bus stundenlang das Kartenspiel Klammerjass gespielt, das er mir und den anderen Auswärtigen beigebracht hat.

Ralf, Sohn von FC-Legende Hans Sturm, war bodenständig, aber auch ein Filou, der es faustdick hinter den Ohren hatte. In jeder Lebenslage hat er Gas gegeben. Bei den Karnevalsfeiern vom FC haben wir beide immer den Saal abgeschlossen… Auf dem Platz hat er sich so sehr in die Zweikämpfe geworfen, dass Christoph Daum ihn warnte: »Wenn du so weitermachst, bist du in zwei Jahren Invalide.«

Nie vergessen werde ich das Abschlusstraining vor dem UEFA-Pokal-Halbfinale gegen Juventus Turin in der Saison 1989. Daum hatte ein Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit angeordnet. Jedes kleine Guckloch wurde abgehängt. Als das Training losging, rief Ralf auf einmal laut: »Was machen denn Leute da hinten?« Daum drehte sich wutentbrannt um und wollte mächtig schimpfen, als er sah, dass dort niemand war. Wir konnten Daums Halsschlagader pulsieren sehen. Danach herrschte betretenes Schweigen, aller Spieler schauten auf den Boden. Doch Daum machte schließlich einfach mit dem Training weiter. Das lag wohl auch daran, dass er solche Schlitzohren wie Ralf, die sich was trauen, als Typen mochte.

Holger Gaißmayer // Stürmer // 1. FC Köln

Holger war ein Spätstarter, kam erst mit 25 Jahren in die Bundesliga. Bei den Trainingsspielen war ich immer froh, wenn er in meiner Mannschaft war. Als Gegenspieler ist er mir mächtig auf den Sack gegangen mit seinem spitzen Ellenbogen und seinem Rumgestochere. Irgendwie hat er die Bälle ins Tor reingewürgt bekommen, teilweise aus unmöglichen Situationen.

Seinen Platz in der Kölner Vereinsgeschichte hat er sich mit seinem Treffer am letzten Spieltag in der Saison 1995/96 gegen Hansa Rostock gesichert, als er unser Siegtor zum Klassenerhalt geschossen hat.

Später haben wir noch ein Jahr in Wuppertal zusammen gespielt, wo er uns mit seinen 15 Toren fast zum Aufstieg geschossen hätte. Seine Karriere ausklingen lassen hat er in der Landesliga beim FSV Vohwinkel, wo er in 86 Spielen 101 Tore gemacht hat. In der Bundesliga war seine Quote nicht so gut. Das lag auch daran, dass er ein echter Strafraumstürmer war. Doch zu seiner Kölner Zeit hat unser Kader es nicht hergegeben, die Gegner hinten reinzudrängen. So kamen seine Qualitäten nicht voll zum Tragen. Heute duelliert er sich mit Matthias Scherz in der Kölner Traditionsmannschaft um die interne Torjägerkanone.

Karriere-Insights von Karsten Baumann

Mein wichtigster Trainer

Als Christoph Daum plötzlich vor der Saison 1990/91 entlassen wurde, wurde Erich Rutemöller sein Nachfolger. Mir und Horst Heldt konnte nichts Besseres passieren, weil er uns schon bei den Amateuren trainiert hatte. Erich hatte ein super Gespür für die einzelnen Typen und unser Mannschaftsgefüge. Einmal wurde ich für Litti eingewechselt und sollte seine Position im Mittelfeld einnehmen, obwohl ich eigentlich Abwehrspieler war. Kaum auf dem Platz kam unser Libero Paul Steiner zu mir und sagte: »Ich geh nach vorne und du spielst hinten!« Dem habe ich mich gefügt. Erich hat das von draußen gesehen und uns machen lassen.

Leider hat Erich die Geschichte mit »Mach et Otze« mit der absichtlichen Roten Karte für Frank Ordenewitz später den Job gekostet. Damals war Udo Lattek Sportdirektor und er wollte dem Trainer diesen Spruch mit seinen Konsequenzen nicht verzeihen. Ich weiß noch, wie Erich nach dem Spiel bedröppelt in die Kabine kam und meinte: »Ich hab‘ es jesacht.« Die Ehrlichkeit ehrte ihn. Doch letztlich wurde es zu einer Loose-Loose-Situation: Frank Ordenewitz wurde trotzdem fürs Pokalfinale gesperrt und Erich in der nächsten Saison entlassen. Zu allem Überfluss haben wir das Endspiel 1991 unglücklich im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen verloren.

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Mein bester Trainer

Peter Neururer hatte einen guten Draht zu uns Spielern, war fair und berechenbar. Als er 1996 unsere Mannschaft übernommen hat, sollte jeder Spieler anonym aufschreiben, wie seine Wunschformation aussieht und mit wem man im Trainingslager am liebsten das Zimmer teilen würde. So bekam er sofort guten Einblick in die Hierarchie unserer Mannschaft. Als ich Trainer wurde, habe ich das auch einmal so gemacht.

Peter hatte ein mega Fachwissen, konnte uns auf den Punkt topfit machen und hatte phänomenale Ansprachen drauf. Vor einem Auswärtsspiel bei Bayern München hat er mal die beiden Startformation gegenübergestellt und sich dabei so in Rage geredet, wie gut wir und wie überschätzt die Bayern-Spieler sind, sodass wir danach total heiß und überzeugt waren, die Bayern aus dem Olympiastadion zu schießen. Wir haben zwar 2:3 verloren, aber es war eine unserer besten Saisonleistungen.

Mein Wechsel von Köln zum BVB

Den FC nach zehn Jahren zu verlassen, war eine schwere Entscheidung. Es war insgesamt eine sehr schöne Zeit, aber in den letzten beiden Spielzeiten gab es überall Ärger: mit den Fans, mit der Presse, innerhalb der Mannschaft und im ganzen Verein. Der Abstieg war die fast logische Folge.

Ich wollte gerne in der 1. Liga bleiben, doch unser damaliger Präsident Albert Caspers bat mich, vorher zumindest das Gespräch mit unserem neuen Trainer Bernd Schuster zu suchen. Das habe ich gerne gemacht. Am Telefon sagte Schuster mir, dass ich sein Mann sei, er voll auf mich setzt und ich daher unbedingt bleiben solle. Er wolle das aber lieber persönlich mit mir besprechen. Da ich zu dem Zeitpunkt wegen einer Leisten-OP in Köln in der Reha war, habe ich ihm gesagt, dass ich mich in den nächsten vier Wochen jederzeit mit ihm treffen könne. Woche um Woche verging, aber ich habe nichts wieder von ihm gehört. Als ich nach der Sommerpause zum ersten Training kam, rief Schuster mich in sein Büro und fragte direkt: »Was ist nun, bleibt du oder gehst du, du hast eine Woche dich zu entscheiden!« Ein ausführliches Gespräch darüber wollte er nicht mehr führen. Als BVB-Manager Michael Zorc mir ein paar Tage später ein Angebot gemacht hat, war für mich klar, dass ich es annehme.

Das Ende meiner aktiven Karriere

Nach meinen zwei Jahren beim BVB habe ich keine Angebote mehr aus der 1. Liga bekommen, sodass ich fortan nur noch unterklassig gespielt habe. Das hatte ich mir anders vorgestellt, aber das Leben als Fußball-Profi ist kein Wunschkonzert. Trotzdem hatte es etwas Gutes: Dadurch konnte ich nebenbei mein Diplom-Sportstudium beginnen und meinen Trainerschein machen, sodass es letztlich ein fließender Übergang von meiner aktiven Spielerkarriere zum Trainerjob war.

Heute arbeite ich als Sportlehrer an der International School on the Rhine (ISR) in Neuss. Ich verfolge den Profi-Fußball weiterhin sehr genau. Eine Rückkehr als Trainer würde mich schon reizen, aber dazu muss wohl irgendwo ein Sportdirektor morgens nach dem Aufwachen einen Geistesblitz haben und mich anrufen.

Werdegang von Karsten Baumann

Jahre Verein Spiele (Tore)
1988–1998 1. FC Köln 220 (9)
1998–2000 Borussia Dortmund 41 (0)
2001–2002 Rot-Weiß Oberhausen 23 (2)
2001–2003 Viktoria Köln 24 (2)
2003–2005 Wuppertaler SV 62 (1)
2005–2006 Wattenscheid 09 17 (0)

Vereine: 1. FC Köln, Borussia Dortmund, Wuppertaler SV
Kategorie: Spieler
Bildcredits: imago / MIS
Autor: Lukas große Klönne

Die Traumelf weiterer Fußball-Legenden